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Channel: News & Interessantes aus der Welt der Parfums – Der Parfum-Blog von Parfumo
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Spreading the Word – Interview mit Yvon Mouchel von Divine

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Zwei gegensätzliche Entwürfe der Bretagne liegen sich direkt gegenüber in einer Bucht der Smaragdküste: St. Malo, die grimmige, wehrhafte Korsarenstadt mit hoher Granitstadtmauer, die gischtumspült trotzig ins Meer ragt und Dinard, das auch heute noch das Flair des vornehmen Strandbades mit Casino pflegt und zu sommerlichen Kunst- und Musikfestivals entlang der geschmackvollen Uferpromenade einlädt.

Yvon Mouchel

Yvon Mouchel

Eine leichte Brise von britisch-bretonischer Eleganz des 19. Jh. weht auch heute noch in Dinards Straßen mit den schönen Strandvillen. Ein Hauch der mondänen Sorglosigkeit von wohlhabenden englischen Familien, die im „Nizza des Nordens“ Urlaub machten und die aktuelle Bademode vorführten, als „Bademode“ noch bedeutete, dass Arme und Beine bedeckt sein mussten.

Dort in einem Bistro mit Blick auf den sandigen Strand sitzen wir heute, Ronin und Louce, und haben gerade gelernt, dass „Crudités“ „Gemüse“ bedeutet und nicht „Krusten-/Krebstiere“, denn das wäre  „Crustace“ und Louce muss dringend in einem VHS-Kurs ihr französisches Vokabular auffrischen. Unser Crudités-Sandwich schmeckt trotzdem ganz vorzüglich und wir sortieren noch einmal die Fragen, die wir Yvon Mouchel stellen wollen.

Yvon Mouchel ist der Mann hinter Divine. Das kleine, feine Parfumlabel hat sich in den letzten Jahren vom geflüsterten Geheimtipp zur Nobelmarke mit Prestige in Kennerkreisen gemausert. Ein einzelner Duftliebender hat ohne Familientradition, Seilschaften und Sonderstatus seine Vision von Parfum realisiert. Ohne Erbe von großem Namen oder großem Vermögen aus Grasse oder Paris hat Yvon Mouchel den Schritt vom privaten Parfumfreund und Händler mit den Produkten der anderen zum visionären Unternehmer und selbstbestimmten Gestalter von Duftkunst gemacht.

Wir wollen ihn fragen, wie das war, wie es ging, was den Weg ausmachte, erschwerte, erleichterte und welche Vision dem zugrunde liegt.

In der schönen Shoppingzone von Dinard reihen sich die ansehnlichen und mittelpreisigen bis luxuriösen Boutiquen aneinander und zeugen davon, dass das historische Seebad auch heute noch gut situierte Gäste hat. In dieses Ambiente passt das eindrucksvoll schöne Divine-Geschäft; im Erdgeschoss ein Parfumshop mit noch anderen ausgesuchten Produkten neben der Divine-Reihe und mit Yvon Mouchels Büro im Obergeschoss. Das Unternehmen ist in einem anderen, nahen Gebäude untergebracht, aber der Gründer Mouchel hängt an seinem alten Büro, wie er uns gleich nach der überaus herzlich-sympathischen Begrüßung erzählt.

Ein Mann mit feinen Gesichtszügen, klugen Augen und zuvorkommender Höflichkeit begegnet uns und freut sich sichtlich, für Parfumo seine Pforten zu öffnen.

Warum, fragen wir ihn gleich. Irgendwelche Internetleute aus dem Ausland die irgendwas über Divine berichten wollen… warum freut ihn das so? Er klärt uns auf, dass Parfumo keineswegs fremd ist für ihn. Im Gegenteil.

Er grüßt durch uns und über diesen Artikel hier Apicius ganz herzlich und lässt uns etwas ausrichten:

Die Rezension zu Parfum „L’Homme Infini“ aus der Feder von Apicius ist seiner Meinung nach vollkommen treffend und beschreibt genau den Kern dieser Parfumkreation. Yvon Mouchel sagt: „Hier wurde „L’Homme Infini“ wirklich verstanden.“

L'Homme Infini

L’Homme Infini

Er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lesen sehr aufmerksam Internetpublikationen wie Blogs oder Parfumo-Kommentare zu den Parfums von Divine. Die nette Aurelie, die unsere Interviewanfrage vor einigen Wochen beantwortet und sich um diesen Termin gekümmert hat, ist jetzt zu uns gestoßen und bestätigt eifrig nickend, wie wichtig die Internet-Öffentlichkeit für Divine ist. Ihr Chef erklärt:

„Das ist unser Vertriebskonzept. Im Unterschied zu den großen Designermarken schalten wir keine Anzeigen, sondern versuchen, Menschen direkt anzusprechen. Die, die unsere Düfte kennen lernen, erzählen von uns – und empfehlen uns weiter. In der Vergangenheit war Parfum ein Mittel der sozialen Abgrenzung, heute ist es ein Mittel des individuellen Ausdrucks. Und das bedingt eben auch individuelle Mittel, wie wir die Menschen erreichen wollen.“

Yvon Mouchel sucht nach dem richtigen Begriff für den Divine-Weg und fragt, ob „Spreading the word“ auch auf Deutsch treffend sei. Wir übersetzen das mit „Mundpropaganda“, finden aber, dass es auf Englisch irgendwie wahrer und distinguierter klingt.

Wir erzählen, dass auch wir bei der Lancierung von „L’Homme Infini“ einen persönlich adressierten, parfümierten Brief erhalten hatten und welch engagierte Diskussionen es auf Parfumo gab, nachdem Dutzende Communitymember gleichzeitig solche Duftpost erhalten hatten. Yvon Mouchel lächelt und deutet auf Aurelie:

„Das war ihre Idee. Bestehende Kunden erhielten die parfümierten Briefe und wir hatten die Hoffnung, dass über moderne Medien wie Parfumo noch mehr Parfumfreunde erfahren, dass wir einen neuen Duft herausgebracht haben.“

Dieser individuelle Zugang zu den Parfumliebhabern – erklärt das auch die für Divine große Bedeutung des Direktverkaufs im Internet?

Ja, sicherlich. Wir haben 40.000 Kunden, die schon einmal direkt bei uns bestellt haben. Das ist unser wichtigstes Mittel des Vertriebes. Darüber hinaus liefern wir nur an sehr wenige, ausgewählte Parfumerien, und das ohne Zwischenhändler. Es war unsere bewusste Entscheidung, den Vertrieb selbst in die Hand zu nehmen, um einen persönlichen Kontakt zu haben zu denen, die unsere Düfte tragen.“

In einer schicken PR-Mappe sind die Texte gesammelt, die nach Meinung Mouchels am meisten helfen beim Verständnis seiner Düfte. Nicht im Sinne von bloßer Werbung, sondern sich widmend dem Charakteristischen und wirklich Eigenen des jeweiligen Duftes.
Apicius´ Kommentar ist freilich darin.
Wie fing das an, wollen wir wissen. Wie kam er auf die Idee, selbst ein Parfumlabel gründen und betreiben zu wollen.

„Bevor ich mich selbständig machte, arbeite ich für L’Oreal und war dort für das Marketing der Cologne-Linie zuständig. So entdeckte ich meine Leidenschaft für Parfum. Aber mir wurde schnell klar, dass ich mich in einer großen Firma nicht verwirklichen konnte. Also eröffnete ich eine Parfumerie mit Nischendüften und 1986 hatten wir genügend Geld zusammen, um unseren ersten Duft „Divine“ produzieren zu können. Es dauerte 14 weitere Jahre, bis wir genügend Stammkunden hatten und finanziell in der Lage waren, weitere Parfums zu kreieren und auf den Markt zu bringen. Seitdem haben wir eine solide Basis, um uns parfumistisch verwirklichen zu können.“

Was ist das Typische, das Besondere an den Divine-Parfums? Was macht sie aus?

Divine

Divine

„Divine wird leicht verstanden von Menschen, die sich für Parfum interessieren und etwas Erfahrung haben. Die Qualität der Rohstoffe, die Harmonie der Komposition ist nicht alles – Parfum ist dafür gemacht, getragen zu werden. Es wird Teil des Tragenden. Das ist uns sehr wichtig.“

Vereinfacht ausgedrückt gibt es in der französischen Parfumerie aktuell zwei große Richtungen: die klassische Guerlainschule – eng verwobene, dichte, ausbalancierte Düfte – und die Roudnitska-Ellena-Schule mit wenigen, klar abgegrenzten Noten, zwischen denen Spannung aufgebaut wird. Was bevorzugt er? Was ist Divine-typisch?

„Jean-Claude Ellena ist möglicherweise der größte lebende Parfumeur. Ich bewundere ihn. Mit seinen unglaublich subtilen, immer wieder überraschenden Kunstwerken ist er inspirierend für alle, die mit Parfum zu tun haben. Die Divine-Reihe widmet sich aber einer anderen Philosophie der Duftkunst, Divine-Parfums sind dafür gemacht, getragen zu werden, und z.B. Guerlain-Düfte schaffen es auf unnachahmliche Weise, mit der Haut zu verschmelzen. Und das ist etwas, das wir auch zum Ziel haben.“

Da jetzt Yvon Mouchel schon häufiger im Gespräch den Begriff Kunst verwendet hat, erzählen wir ihm, dass wir uns bei Parfumo über die Kunst-Frage viele Gedanken machen und manchmal über deren Aspekte diskutieren, bis die Köpfe heiß und die Finger wund getippt sind. Wie sieht er das? Ist Parfumerie Kunst, Kunsthandwerk oder Design?

„Parfum kann Kunst sein. Es sollte Kunst sein und zur Kunst streben. Ein großes Parfum ist ein Kunstwerk.“

Wie ist seine Rolle? Er ist der Art-Director und Marken-Chef, aber nicht Parfumeur.

„Wir arbeiten im Team zusammen. Meine Aufgabe ist es, mit einer neuen, eher groben Idee zu kommen. Aber ich bin kein Parfumeur, der das Handwerk im Detail gelernt hat. Im Team verfeinern wir dann die Idee. Ich trage einen Duft in der Entwicklung sehr lange, monatelang. Weil uns dieser Aspekt so wichtig ist. Ich arbeite sehr gerne mit Richard Ibanez zusammen, er arbeitet wie ein Zeichner, sehr detailversessen. Und natürlich Yann Vasnier.“

Yann Vasnier ist auch Bretone und lebt im nahen Rennes. Wie kam es zur Zusammenarbeit?

„Yann kam schon als Teenager oft in unser Geschäft, er lebte in der Nähe. Er war fasziniert von Parfum. Ich habe ihm alles gezeigt, gerade das, was sonst nur schwer erhältlich ist.“

Ist Yann Vasnier aufgrund dieser Begegnungen Parfumeur geworden?

Er hatte viele Talente. Welche Rolle unsere Bekanntschaft bei seiner endgültigen Entscheidung, Parfumeur werden zu wollen, gespielt hat, mag ich nicht beurteilen. Jedenfalls bin ich auf ihn zugegangen, als seine Ausbildung beendet war und sagte ‚Ich will einen Irisduft für Herren produzieren und du sollst ihn kreieren.‘ Und so entstand ‚L’Homme de Cœur‘, der erste Duft Yann Vasniers für Divine.“

Wir erwähnen, dass dieser Duft eine treue Anhängerschaft auf Parfumo hat und dass die metallisch-kühle Irisnote eine gewisse Ähnlichkeit zu ‚Dior Homme‘ aufweise, wo er einhakt:

 „Ja, aber Dior wählt einen süßen Kontext. ‚L’Homme de Cœur‘ soll bis in die Basis Frische ausstrahlen. Und – ‚L’Homme de Cœur‘ kam vor ‚Dior Homme‘ heraus.“

„Ist das Bretonische in den Parfums drin?“ fragen wir. Ist seine (und Vasniers) bretonische Herkunft ausschlaggebend und geht es in den Divine-Parfums auch irgendwie um typische Düfte der brüsk-schönen Küstennatur im westlichsten Winkel Kontinentaleuropas, wie z.B. bei „Lostmarc´h“?

„Nein.“ sagt Yvon Mouchel. „Das würde uns zu sehr einschränken, unseren Fokus zu sehr verengen. Wir haben keinen lokal-verorteten, eher einen internationalen Ansatz.“

Divine

Divine (Extrait)

Beim Sprechen wirkt Yvon Mouchel leidenschaftlich, engagiert. Er gibt nicht den Text zum Besten, der jetzt gerade gut ist, um sein Produkt zu verkaufen, sondern spricht von dem, was ihm unglaublich viel bedeutet. Obwohl auch ein alter Service-Profi, ist er ein überzeugter und idealistischer Berufener, der an das glaubt, was er tut und sagt.

Er glaubt auch daran, dass es so was wie „Hautchemie“ geben muss. Natürlich geben wir da sofort Contra und es entspinnt sich eine Diskussion über Fakten, Erfahrungen und naturgesetzliche (Un-)Möglichkeiten. Er präzisiert, dass es nicht wirklich um pH-Wert, Hormone oder Bakterien ginge und dass die großen Unterschiede nicht zu unterschätzen seien, die die Perzeption erst in und durch die Wahrnehmung herstellt… aber dass dennoch ein Rest individueller Varianz bestünde, der teilweise sehr deutlich zum Wirken kommen kann.

„Nun, ich kann es nicht erklären, aber meine jahrzehntelange Erfahrung im Parfumverkauf sagt mir, dass die unterschiedliche Wirkung nicht nur vom Kontext kommt, sondern wirklich Parfum, wenn auch nur leicht, an unterschiedlichen Personen unterschiedlich riecht.“

Nach seinen aktuellen Projekten und Plänen befragt, erzählt er uns, wie schwierig tatsächlich die Kreation eines gourmandigen Divine-Duftes ist, an dem er zurzeit arbeitet:

„Es ist sehr einfach, ein süßes Parfum zu machen, etwas zu produzieren, was auf dem Duftstreifen beeindruckt und leicht wiederzuerkennen ist. Aber es ist schwer, dass so ein Duft nicht langweilig wird, ihm die Spannung mitzugeben, auch bei häufigem Tragen interessant zu bleiben. Hier fehlt uns noch der richtige Ansatz, die richtige Gourmandnote als zentralen Baustein.

Gibt es diese Note schon oder muss sie noch erfunden werden?

„Die gibt es sicher schon, nur wir haben sie noch nicht gefunden.“

In Mouchels Augen blitzen Entdeckergeist und Ambition auf, während er das sagt.

Wir haben irgendwann vergessen, dass wir ja eigentlich ein Interview führen. Viel zu spannend, ehrlich und gewinnbringend ist dieses Gespräch über Parfum, Parfumerie, Divine und Parfumo, das wir mit Yvon Mouchel führen. Es ist gemeinsames Fachsimpeln, Suche nach passenden Worten für Duft und Duftkunst und gegenseitiges Verstehen und Diskutieren von dem, was uns verbindet und gemeinsam berührt. Yvon Mouchel fragt nach, will wissen, was sein Gegenüber denkt und riecht und freut sich sichtlich, wenn er mit dem Gehörten etwas anfangen kann… wenn er weiterkommt. Das ist, wie wir erleben, sein Motor: Er will weiterkommen. Weiter in der Begegnung durch Duft, weiter in seiner Arbeit, mit Duft Begegnung möglich zu machen, zu vermitteln und zu erschaffen.

So erleben wir ihn als Person – und so erleben wir auch die Divine-Düfte: Sehr reiche, volle, ausgestaltete dramaturgische Bögen mit verschiedenen Kapiteln und Fußnoten, mit Über- und Unterschriften, mit melodischen, raumgreifenden Erzählungen einerseits und andererseits prägnanten nachdrücklichen Duftbildern, eingebettet in einen formfesten Rahmen. Lyrisch und episch neben- und miteinander, nach einer ganz und gar klassischen Philosophie komponiert.

Dieses Gefühl von Stimmigkeit nehmen wir, nach einem ausgesprochen aufschlussreichen und erquicklichen Frühnachmittag mit in den restlichen Tag, an dem wir das elegante Dinard hinter uns lassen und uns die schroffe und imposante Festungsstadt St. Malo anschauen.

Unsere weiteren Tage im Land von Buchweizen und Butter, bei Spaziergängen und Besichtigungen werden begleitet von Erinnerungen an unseren Besuch bei Yvon Mouchel… und vom Duft von „Eau Divine“ auf Loucens Haut, in das sie sich (entgegen erster Voraussagen ihrerseits)  mit jedem Sprüher mehr verliebt und das auch noch lange nach dem ersten oberflächlichen Kennenlernen überrascht, charmant verwundert und zum tieferen Erkunden einlädt.

Ein Parfum zum Weiterkommen.

 Vielen Dank an Louce & Ronin für das Interview


Wir feiern das 25.000. Parfum-Bild

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843_29712c0c306e08693f219a6a9e6f692eWieder einmal hat Parfumo einen beachtlichen Meilenstein erreicht: Wir haben heute das 25.000. Parfum-Foto der Community begrüßt!

Lilau ist die Glückliche, die  mit ihrem Bild von “Chance” von Chanel den Rekord brach. Sie erhält hierfür zur Feier ein kleines Duft-Dankeschön, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Parfumdreams.

Seit wir mit das Foto-Feature im Juli 2011 gestartet haben, wurden Tag für Tag mehr als 30 Bilder hochgeladen.

Wir bedanken uns bei allen Benutzern, die uns mit ihren fabelhaften Bildern immer wieder aufs Neue erstaunen und Parfumo täglich bereichern.

Frühlingserwachen – eine mentalitätsgeschichtliche Duftanalyse

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Phul-Nãnã von Grossmith Als ich die Jahreszahl der Entstehung dieses Duftes las (ungeachtet der Tatsache, dass auch dieser Duft natürlich reformuliert, überarbeitet und angepasst wurde), traf es mich wie ein Blitz: 1891 ist das Jahr der Entstehung von Frank Wedekinds berühmter, berüchtigter „Kinder-Tragödie“ Frühlingserwachen, die seinerzeit für ungeheuren Aufruhr sorgte und die mir immer als ein wichtiger Wendepunkt in der Literatur der Moderne erschien: Junge Menschen zerbrechen am Moralkodex der Zeit, an schulischen Zwängen und sexueller Unaufgeklärtheit. Ihr Leben schließlich endet in Tod und Verzweiflung. Das Werk selbst überwindet den Naturalismus, weist auf den literarischen Expressionismus voraus und trägt symbolistisch-romantisierende Züge.

Was hat das alles mit einem Duft zu tun, der zufällig im gleichen Jahr komponiert wurde? Ich glaube diesbezüglich nicht an Zufälle. So sehr die bildende Kunst, die Musik, Philosophie und Weltanschauungen einer bestimmten Epoche miteinander verbunden sind, so sehr darf man auch hinter jeder Duftkomposition die Mentalität ihrer Zeit vermuten, die Moden und Vorlieben einer Generation. Das galt für die herben oder moschuslastigen Düfte der 70er, für die zuweilen hochkomplexen Düfte der 80er, die Frische- und Sportwelle der 90er und die Oudmoden der jüngsten Zeit. So steht hinter einer Mode eben auch der Zeitgeist, eine Mentalität, die durch Diskurse in Politik, Wirtschaft, Kunst und Philosophie geprägt wird.

Legt man diese These zugrunde, dann dürfte der Einfluss von Weltanschauungen auch für Düfte gelten. So waren die Parfums und Colognes der 70er nicht zufällig moschuslastig, sondern wollten die sexuelle Freizügigkeit dieser Generation in erotisch aufgeladenen Düften abbilden. So waren die Düfte der 80er nicht zufällig aufwändig und verschwenderisch komponiert, sondern waren ein Abbild einer Zeit, die das Primat des wirtschaftlichen Erfolgs feierte wie keine zuvor. So waren die Düfte der 90er nicht umsonst klar, frisch und streng, waren diese Jahre doch eine Zeit, in der eine neue Sachlichkeit in Politik, Stil und Wesen der Mode Einzug hielt und zu der opulente oder erotisch aufgeladene Düfte nicht mehr gepasst hätte. Was die aktuelle Oud-Mode zu besagen hat, das stelle ich hiermit zur Diskussion.

Gehen wir davon aus, dass Phul-Nana nicht vollkommen reformuliert wurde, sondern dem Hersteller zufolge alten Rezepten nachkomponiert wurde, dem Heute angepasst, aber mit dem Blick zurück in die Vergangenheit, ins Jahr 1891, dann handelte es sich bei Phul-Nana – neben vielen englischen Colognes – um einen der ältesten Düfte auf dem Markt; ich persönlich würde sein Herstellungsjahr eher in die Gegenwart verlegt wissen wollen, kann mich aber mit dem Gedanken anfreunden, dass der Duft noch den Charakter des vorletzten Jahrhunderts trägt: des Jahres 1891.

Was aber geschah im Jahre 1891? Ein Blick in die Geschichtsbücher ist nicht immer aufschlussreich: Sie können viel über politische Entwicklungen in der Kaiserzeit, in der Zeit nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 erschließen, vermögen aber wenig über die Befindlichkeit der Menschen dieser Zeit, wenig auch über die Moden, Vorlieben, Denk- und Verhaltensmuster dieser Jahre zu berichten. Ein Blick in alte Zeitungen mag aufschlussreicher sein, gerade wenn sie seinerzeit schon Werbung enthielten, denn diese sagt eben mehr über die Wünsche von Menschen aus als alle sachlichen Darstellungen, Nachrichten oder Berichte.

Richtig spannend wird es aber dann bei der Betrachtung von Literatur. Viele Historiker sind sich einig: Mentalitätsgeschichte wird erfahrbar über Alltagskultur, über das, was die Menschen in ihren persönlichen Gesprächen, Sorgen und Nöten bewegte – und solche Ideen wiederum werden vielleicht nirgends so gut für die Nachwelt konserviert wie in der Literatur, die ja ein Spiegel ihrer Zeit ist, die aktuelle Strömungen pointiert zur Sprache bringt und oftmals gerade das aufgreift, was die Menschen zu bewegen BEGINNT: das Neue.

Immer vorausgesetzt, dies alles stimmt, weiter vorausgesetzt, der Leser möchte mir folgen, dann ließe sich aus der Literatur der Zeit folgendes ableiten:

Einerseits war 1891 noch die Zeit des Naturalismus, der exakten Darstellung äußerlicher und innerseelischer Vorgänge, der harten Darstellung sozialer Nöte, – wie im Brennglas vergrößert: z.T. schockierende Schilderungen von Armut, Alkoholismus, sozialem Determinismus. Gerhard Hauptmanns „Die Weber“ erschien 1892, war sozial und politisch revolutionär und neu. Und dennoch erschienen parallel die Werke einer Generation von Schriftstellern, die eine Gegenbewegung etablierten, die Sprachrohr einer anderer Generation waren, die wieder stärker symbolistische, romantische Tendenzen zur Sprache brachten. Wedekinds „Frühlingserwachen“ ist voller mystischer Anspielungen, sexueller Ein- und Zweideutigkeiten, Wut auf die bürgerliche Enge der Zeit, eine Anklage gegen die Moralvorstellungen des Bürgertums vor der Jahrhundertwende, das seine Opfer forderte, im vorliegenden Fall sogar bei Kindern bzw. Jugendlichen.

Ein Duft, der diese Weltanschauung, die im Aufkeimen begriffen war, abbilden wollte, musste eine erotische, eine wuchtige, eine befreiende Komponente haben. Nach einer frischen, hellen Eröffnung zeigt sich bei Phul-Nana unter der Oberfläche das Dunkel, die Erotik, die Wucht: Patchouli wird bald spürbar, trägt bis zum Schluss, Tuberose, „the siren of the parfume world“, sorgt für sexuelle Aufladung, ähnlich die anderen Blütendüfte, die durch den dunklen Patchouli notdürftig gezügelt erscheinen. Das wirkt wie das enge Kleid um einen schönen Körper, wie eine exquisite Verhüllung der Tuberose mit all ihren erotischen Implikationen. Gleichzeitig hat auch der Pachouli seine exotisch-erotischen Konnotationen, das ist fast wie olfaktorische Dialektik: das eine duftende Argument hebt das andere auf und führt es zu einer höheren Ebene.

Die Basis ist wuchtig-schwülstig gestaltet, mit allem, was für den großen Auftritt nötig ist. Nicht dass man unter der Tuberose und dem Patchouli noch all die schweren Töne von Benzoe, Vanille, Tonkabohne und Sandelholz wahrnehmen könnte. Sie sorgen aber für eine Basis, die wie ein Marmorsockel die leicht verhüllte Schönheit der Tuberosen-Patchouli-Komposition ausstellt und stabilisiert: wuchtig und schön zugleich.

Der Duft ist ohne Frage ein großer Wurf. Ob man dafür tatsächlich so viel Geld ausgeben möchte, wie der Hersteller fordert, muss jeder für sich selbst beantworten. Ich belasse es bei einer Abfüllung.

Fest steht für mich dabei allerdings, dass der Duft in perfekter Manier die in der Luft liegende Stimmung der damaligen Zeit widerspiegelt: Das beginnende Aufbegehren gegen die moralischen Zwänge des zu Ende gehenden Jahrhunderts, die die Menschen zu Gefangenen ihrer eigenen Sexualität, zu Gefangenen gesellschaftlicher Normen machte und dabei zu furchtbarem Leid führen konnte. Dies öffentlich zu machen, dagegen anzuschreiben, es im besten Fall zu verhindern, war die Intention von Schriftstellern wie Wedekind. Gelungen ist es ihm wie vielen zu früh Geborenen nicht sofort, sondern erst in seiner Nachwirkung, die allerdings kaum zu überschätzen ist. Psychologie, Soziologie und Erziehungswissenschaften haben erst Jahre später das nachvollzogen oder rezipiert, was einige wenige wache Geister schon 1891 wussten.

Phul-Nana bildet all dies in einem Duft ab. Das mag man überspitzt formuliert, falsch interpretiert oder überzogen nennen. Dazu stehe ich gerne.

Dieter Kafitz gewidmet

Yatagan für ParfumoBlog

Quo vadis Parfumo?

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Ein Kommentar von Apicius

ParfumoNach über vier Jahren Parfumo ist es an der Zeit, einmal zu schauen, wo wir stehen, ob die Richtung noch stimmt und vor allem, welche Möglichkeiten Parfumo den Parfumfreunden in der Zukunft noch bieten könnte.

Im deutschsprachigen Raum kommt niemand an Parfumo vorbei. Wir stehen im Zenit: seit langem ist die Beteiligung konstant, von saisonalen Schwankungen abgesehen (Weihnachtsgeschäft). Ein erfreulicher Zulauf neuer User ersetzt diejenigen, deren Interesse sich verlagert hat. Wenn nichts außergewöhnliches passiert (Werbung durch Fernsehen o.ä.), wird dies auch so bleiben. Es geht nicht mehr in erster Linie darum, Parfumo noch bekannter zu machen, sondern um qualitatives Wachstum: an welcher Stelle können wir Parfumo für die User noch attraktiver gestalten, und welche Beiträge kann die Community selber hierzu leisten?

Anders bei Parfumo International: nach einem schwierigen Anfangsjahr freuen wir uns jetzt über einen stetigen Zustrom von neuen Usern, Tendenz steigend. Allerdings – im englischsprachigen Internet gibt es mindestens zwei weitere große und bekannte Parfum-Communities. Da gilt es, besser zu sein als die Konkurrenz: mit mehr und attraktiveren Features, einer wachsenden und stets aktuellen Parfum-Datenbank und mit der Förderung qualitativ hochwertiger Beiträge der Community. Das kommt auch Parfumo.de zu Gute.

Den vollständigen Kommentar finden Sie hier >>

 

Geza Schön: Sinnlich, transparent und holzig ohne Mystifizierung

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Der Parfumeur im Gespräch mit Louce und Ronin

Berlin ist immer eine Reise wert, heißt es.

Aber auch, wenn man eigentlich einen vollen Kalender hat und anderes tun müsste und wenn es sintflutlich dauerregnet und dauergewittert…?

Ja.

Wenn man Geza Schön trifft und mit ihm ein witziges, spannendes und erhellendes Gespräch über seine Düfte und die Parfumerie führt.

Geza Schön im Gespräch mit Louce und Ronin

Wir treffen ihn in einem Kreuzberger Café und erleben einen sympathischen, gut gelaunten und leidenschaftlichen Parfumeur, der klug und unverblümt über das spricht, was er macht, was ihn bewegt und wie er Parfumerie an sich, das Geschäft mit Parfum und seinen Job darin wahrnimmt.

Geza Schön ist nicht – wie die große Mehrheit der Parfumschaffenden – bei einer der großen Duftstofffirmen angestellt, sondern selbstständig: Er hat bei Haarmann und Reimer (heute Symrise) in Holzminden gelernt und war dort anschließend als Parfumeur beschäftigt. Nach Stationen in Buenos Aires, Singapur, London, New York und Paris ging er Anfang 2002 zurück nach London und dann Mitte 2005 nach Berlin. Seit dieser Zeit ist er selbstständiger Parfumeur und assoziiert mit IFF, d.h. “Sie geben mir alle Rohstoffe die ich benötige, lassen mich aber sonst in Ruhe… das ist ein Traum!”  Die Sicherheit einer Anstellung hat er eingetauscht gegen die Freiheit, nur die Aufträge anzunehmen, die er als Ergänzung machen mag zu seiner eigenen Linie Escentric Molecules (Loucens Vokabel “Brotjob” gefällt ihm hierzu ganz gut).

In Deutschland ist Geza Schön nach eigener Aussage der einzige selbstständige Profiparfumeur. In Paris sind es noch sein Freund Mark Buxton und Bertrand Duchaufour, mit denen er gerade an einem gemeinsamen Projekt arbeitet. Er gibt nicht viel preis hierzu, aber wir entlocken ihm, dass das entstehende Parfum “grün, würzig und balsamisch” sein wird. Er hat große Freude an dieser Arbeit mit erstklassigen Kollegen, weiht uns aber noch nicht weiter in Details ein.

Wir wollen wissen, was für ihn der praktische Unterschied zwischen Auftrags- und freier Arbeit ist. Zuerst bitten wir ihn zu erzählen, wie die bestellte Arbeit ist – das, was er früher ausschließlich machte. “Das ist unterschiedlich. Meist sehr eng und vorgegeben. Da gibt es ein Preislimit, an das man sich halten muss und Zeitdruck.”

“Die inhaltlichen Vorgaben sind sicher auch recht schwierig zu erfüllen.” vermuten wir. Geza Schön überrascht uns: “Wenn es nur so wäre! Mit wenigen Ausnahmen haben die Brands  keine Ideen und keine Ahnung von Parfum: Es gibt eine nichtssagende Ausschreibung und wir reichen Entwürfe ein – größtenteils keine wirklich neuen Ideen, sondern wir nehmen etwas Bestehendes, was sich gut verkauft, und geben der Rezeptur einen Twist. Das reicht, denn mehr wollen die gar nicht – und für etwas Neues ist auch gewöhnlich die Frist der Ausschreibung zu kurz. Das Feedback auf die Entwürfe ist oft nur ein ‘ja/nein’ und nichts Inhaltliches. Ich würde mir sehr wünschen, dass sich die Brands einbringen würden, aber das gibt es nur selten.”

“Also ist das ganze, was dann danach kommt, die Werbung, das Markenprofil und letztendlich der Endverbraucherpreis nur Produkt von Verkaufsstrategie und Marketing und völlig entkoppelt von dem, was tatsächlich im Flakon ist?”

Geza Schön nimmt den Earl-Grey-Teebeutel aus seiner Tasse, nachdem dieser eine exakt bemessene (nämlich mit dem Handy-Timer gestoppte) Zeit gezogen hat und antwortet:

“Ja. Das eine hat mit dem anderen meist gar nichts zu tun. Das ist teilweise komplett unverschämt: mehr Look als Substanz. Da wird so getan, als sei das hochwertig und edel, was Besonderes. Dabei ist das ganz gewöhnlich – nur der Style und das Getue ergeben dann am Ende die  Illusion von Kostbarem.”

Das wollen wir konkreter wissen. Wir nennen als Stichwort by Kilian, eine Marke mit teils guten Parfums, wie wir finden, aber überhaupt nicht so edel, modern und on-the-top, wie das durch den Auftritt suggeriert wird. “Ja, unter anderem ist by Kilian so ein Label, wo das Gang und Gäbe ist.”, bestätigt er nickend. Er schmunzelt, als er sich an den Art Director und Namensgeber erinnert: “Kilian Hennessy ist ein lustiger Gockel, der schon vor 10 Jahren mit bis zum Bauchnabel geöffneten Hemd durch die Gegend gelaufen ist.” Sein Schmunzeln wird zum Lachen: “Immerhin  – das ist schon wieder ziemlich konsequent.”

Nachdem er uns versichert hat, wir dürften diese Passage veröffentlichen, fragen wir, ob dieser Zirkus nicht auch verzeihlich sei, denn mit Parfum kauften die Menschen doch ziemlich bewusst eine Phantasie, einen aufsprühbaren Entwurf von sich selbst, von ihrer Sexyness, ihrem Erfolg, ihrer Einzigartigkeit.

“Nein.” da bleibt er hart. “Nein, für diese Mystifizierung gibt es keine mildernden Umstände. Es geht um Parfum. Alles andere ist Verarsche. “

Wir fragen nach einer konkreten Auftragsarbeit von Geza Schön aus seiner Zeit bei Haarmann und Reimer: Clive Christian. Es wird gesagt, dass die alten Parfums der Marke Crown  wieder neu gefasst und aufwändig produziert das Vorbild der Clive Christian-Parfums seien. Was ist da dran?

 “Das war genauso wie bei fast allen Aufträgen: Da stolperte eine Marketingdame ins Labor ‘Wir haben eine neue Marke und brauchen schnell 6 Düfte, egal was, aber nicht so teuer in der Herstellung!’ Patricia Choux und ich waren gerade zufällig da, und so haben wir uns den Auftrag geteilt und je 3 Düfte übernommen.

 ”Und der unglaublich hohe Preis? Der soll doch von hochwertigen Rohstoffen und wirklich exklusiver Machart kommen?” Er schüttelt (mal wieder schmunzelnd) den Kopf.

Bei dieser Clive-Christian-“Zusammenarbeit” sei ihm ein großer Fehler passiert, berichtet er uns: X for Men ist eine meiner besten Herrennoten damals gewesen und ich Depp habe denen das Öl  gegeben. Statt, wie bei solchen Ordern gängig, nur einen Twist raus zu geben, hatte ich denen eine echte Kreation gezeigt. Und die ist richtig gut!”

Was er erzählt über das völlig unromantische Business im Hintergrund passt zu unserer Skepsis gegenüber Marken mit einem durchgestylten Auftritt, der Großes verspricht, was die einzelnen Parfums oft nicht halten, wenn man einfach mal daran riecht.

Das, was sich hochwertig und extraluxuriös gibt, definiert sich oft nur über Preis und Marktauftritt, nicht über den Stoff im Flakon. Trotzdem sind wir etwas erschrocken, über die Deutlichkeit, mit der uns Geza Schön das schildert. “Verarsche” erschien uns zuerst sehr hart … aber jetzt fällt uns auch kein besser treffendes Wort ein. Wir bekommen Klartext von ihm. Das ist so echt und erfrischend, wie wir das in Sachen Parfum noch nicht erlebt haben.

Vor dem Hintergrund dieser Maschinerie ist es auch logisch, warum ein Parfumeur mit Können und Leidenschaft für sein Metier danach strebt, unabhängig arbeiten zu können und dem nachzugehen, was er für wirklich realisierenswert hält.

Schöns Wunsch, dass ein Kunde ein Gegenüber ist, mit dem Austausch passiert, so dass aus Auftragsarbeit eine wirkliche Zusammenarbeit wird, kann sich aber auch erfüllen. So lobt er sehr den Austauch mit Linda Pilkington von Ormonde Jayne (“Das bringt Spaß: tolle Zusammenarbeit und kein Limit bei den Rohstoffkosten.”). Da fällt ihm natürlich auch Thorsten Biehl mit seinen Parfumkunstwerken ein: Er betont, wie gut und wirklich frei die Bedingungen sind, unter denen Parfumeure hier arbeiten können und wie lohnend die Ausbeute an ausgezeichneten Parfums dadurch ist (“durchgehend 1a-Qualität”).

Ist die Edition des Parfums Frédéric Malle mit Biehl Parfumkunstwerke vergleichbar? “Ja, das kann man so ungefähr sagen – der Parfumeur steht da konzeptionell als Hauptfigur.”

 

Nachdem wir mit ihm die tiefen Täler und wenigen Gipfel der Auftragsarbeit ein wenig kennen lernen konnten, fragen wir nach der eigenen, autonomen Arbeit.

Wie würde Geza Schön seinen Arbeitsstil beschreiben?

“Schnell.” Er räumt ein, dass er auch wochenlang an etwas rumbasteln kann, aber generell findet er sein Arbeiten schnell und zielstrebig.

Und seinen Parfumstil?

“Sinnlich, transparent und holzig, wenn ich nur 3 Adjektive nenne. Bei fünfen kämen noch frisch und balsamisch dazu.”

Sinnlich, transparent und holzig … damit sind wir beim Label Escentric Molecules, in dem bisher drei Duftpaare 01-03  entstanden sind, bestehend aus je einer Escentric-Komposition um einen zentralen Duftstoff und als Molecule auf diese Substanz reduziert.

Mit den Molecule-Düften hat Schön etwas ziemlich Revolutionäres gemacht und wir fragen nach dieser Idee des monomolekularen Parfums, nach dem Wesentlichen des Parfums in der totalen Reduktion, im supermodernistisch-minimalistischen olfaktorischen Statement. “Bullshit!” unterbricht er unsere vermeintlich schlaue Frage. “Totaler Bullshit!” Etwas bedröppelt gucken wir ihn an. Er fährt fort: “Das ist kein Parfum! Niemals hab ich behauptet, das wäre Parfum! Parfum ist was anderes. Das hingegen ist ein einzelner Riechstoff in Flaschen. Es ist ein Missverständnis, das anscheinend automatisch aufkommt, wenn etwas in Flakons mit einem Sprüher verkauft wird. Dann denken alle sofort: Oh! Das ist Parfum! Aber ich habe einfach nur einen synthetischen Riechstoff, an dem nichts gemacht wurde, der so ist, wie er ist, abgefüllt. Weil er gut ist. Weil er Spaß macht. Weil es sich lohnt, das Zeug aufsprühen, riechen und tragen zu können. Das ist doch Grund genug!” Er lacht. “Als Molecule 01 rauskam, war das ein richtiger Hit. Ich bin begeistert von Iso E-Super. Es ist so vielschichtig. Da hab ich es einfach nur in Flaschen gepackt. Das ganze Brimborium und Gerede drum herum ist erst auf dem Markt entstanden. Die Leute sehen etwas ganz Simples und dann machen sie sich große Gedanken dazu, immerhin ist es in einem Flakon mit Sprüher… also muss es ja ein Parfum sein, also muss dahinter was ganz Kompliziertes stecken. Aber nein … es ist einfach nur ein einzelner Riechstoff. Fertig.”

“Das, was dann im Flakon ist, ist das gewissermaßen beliebig? Kann ich einfach einen Liter Iso E-Super kaufen und dann habe ich mein eigenes Molecule 01?” will Louce wissen.

“Nein. So einfach ist es auch wieder nicht. Mein Iso E-Super ist ein besonderes. Es kommt von IFF und dort wurde es damals zuerst entwickelt. Alle Riechstofffirmen haben inzwischen eigenes Iso E-Super, aber das beste kommt von IFF – und das verwende ich.”

Wie war das, als Juliette has a Gun mit Not a perfume nach Molecule 02 plötzlich auch einen reinen Ambroxan-Duft rausbrachte? Ist das ein Plagiat? Ideenklau?

“Kein Ideenklau, sondern eine PR-Katastrophe. Da muss intern eine Menge schief gelaufen sein: Die Verantwortlichen der Marke haben sich bei mir entschuldigt, sie hätten nichts von Molecule 02 gewusst und den Duft nicht absichtlich kopiert. Aber die kennen ja noch nicht mal die Zusammensetzung ihrer eigenen Düfte! Not a perfume ist doch überhaupt kein reines Ambroxan, das riecht man doch! Es ist wie die Basis des – übrigens richtig guten – Dolce & Gabbana Light Blue for her! Es wurde also tatsächlich kopiert, aber nicht bei mir.”

Eines der anderen Molecule-Parfums hat uns verblüfft: Wir dachten, wir würden Vetiverylacetat, das Duftmolekül von Molecule 03, ganz gut kennen. Aber Schöns Duft riecht nicht so medizinisch wie die “grünen” Vetiverdüfte, sondern hat etwas Holzig-Strohiges mit herber Frische. Der Parfumeur stimmt zu: “Es ist eine besondere Qualität, die ich verwende.”

In den Parfums Escentric 01 bis 03 wird den Riechstoffen der Molecules ein Rahmen gegeben, um ihren Charakter heraus zu stellen. Sie eint eine hohe Transparenz, eine nicht zu unterschätzende, aber subtile Sillage und Kopfnoten, die, wie wir finden,  jeweils die prickelnde Frische eines Sommer-Cocktails haben. Ist diese Cocktail-Gemeinsamkeit Zufall?

“Ich lasse viele Noten weg, die typischerweise im Kopf eingesetzt werden, und ich mag frische, zitrische und würzige Noten. So kann ein prickelnder Eindruck entstehen. Und ich liebe Wacholder, was natürlich an Gin erinnert.”

Er selbst findet folgende Worte für seine Parfumserie und betont dabei die wesentlichen Adjektive: Escentric 01 ist meine Idee eines sinnlichen Parfums, Escentric 02 ist ein unglaublich frischer, langhaftender Duft, Escentric 03 ist meine Idee eines eines würzigen, holzig, frischen Vetiverparfums.”

Gibt es ein weiteres Molekül, dem er einen reinen Duft und ein eigenes Parfum widmen will? Wird es eine 04 geben, oder sind 01 bis 03 bereits seine Favoriten und damit die Reihe abgeschlossen?

“Nein, da bin ich nicht fertig. Da gibt es noch einiges, an dem ich arbeite. Nächstes Jahr im Herbst wird es ein Paar Molecule 04 / Escentric 04 geben.”

Auch hier fragen wir nach: “Was ist die neue Note?”

Das will er uns nicht verraten, aber wir bohren weiter. Ohne die Note selbst zu nennen, wie würde er sie beschreiben?

Er lächelt. “Wenn man meine bisherigen Sachen sieht, ist das logisch. Es passt rein.”

“Inwiefern?”

“Mein Stil ist, wie gesagt, sinnlich, transparent und holzig. Da passt auch 04 dazu.”

“Aha. Könnte es diesmal auch natürlich sein, oder wird es wieder synthetisch?”

“Synthetisch. Ganz klar. Die ersten beiden sind vollsynthetisch, das Vetiverylacetat von 03 ist teilsynthetisch und das nächste ist wieder vollsynthetisch.”

“Ist es wieder so eine Grundkomponente, die man zwar kennt, aber nicht pur und in ihrer Eigenheit inszeniert?”

“Ja.”

“Und in welche Richtung geht es diesmal … wird es mehr transparent oder vornehmlich holzig?”

 “Es wird das Holzigste, weniger transparent.” Er zögert: “… Aber halt! Mehr sag ich nicht! Am Ende verrate ich noch zu viel!”.

Wir wollen weiter löchern, doch er wiegelt zwinkernd ab und relativiert ein wenig: “Eigentlich bin ich mir noch gar nicht 100%ig sicher, was genau die 04 wird. Ich arbeite gerade an drei Sachen. Eines davon wird es.”

Da wir nicht noch mehr über 04 rauskriegen, fragen wir allgemeiner weiter.

Gibt es eine Lieblingsnote, die er mehr als alles andere mag? “Ja. Das ist Iso E-Super. Deshalb musste sich 01 auch um Iso E-Super drehen. Diese Sillage! Und Iso E-Super ist … “ er sucht nach dem richtigen Wort “… es ist geil.”

Und was mag er gar nicht? Womit wird Geza Schön sicher nicht arbeiten in seinem eigenen Label?

“Ich kann mit süß und blumig nicht viel anfangen. Das brauche ich nicht.”

Wir können uns die Antwort des Transparenz-Fans Schön eigentlich denken, fragen aber trotzdem: “Wird es jemals ein Escentric Molecules-Oud-Parfum geben?”

“Nein!”

“Warum?”

“Oud … das gehört nicht in unseren europäischen Parfumkulturkontext. Für unsere Nasen riecht es eher krass, es riecht irgendwie modrig und dumpf animalisch.” Wieder grinst er. “Kurz gesagt: Es stinkt. M7 war das erste europäische Parfum damals von YSL, in dem Oud war … und damit es nicht nur danach riecht, sind noch viele andere Dinge drin, wie z. B. Ethylvanillin, um es abzufedern.

Louce meint zum Thema Oud, dass doch aber gerade das Stinken reizvoll genutzt werden kann: “Eben die Noten, die an sich stinken, haben das Potenzial, dass man haargenau an der Grenze zwischen Anziehung und Abstoßung etwas sehr Gewinnendes macht. So wie mit stark indolischem Jasmin. Der stinkt auch… und ist eine klassische europäische Parfumzutat.” Zum Reiz der Beinahe-Abstoßung nickt Geza Schön – der durchaus gerne mit Zibet und Castoreum arbeitet – und als Ronin von Bertrand Duchaufours Oud Shamash erzählt, das Schön noch nicht kennt, ist er sehr interessiert. Er findet aufschlussreich, dass Ronin die ätherische Qualität, die Oud auch hat, hier gut herausgearbeitet findet. Oud reizt ihn trotzdem nicht als Rohstoff, aber was andere damit machen, muss nicht per se schlecht sein.

Überhaupt findet Geza Schön keine negativen Worte für andere Parfumeurinnen und Parfumeure und trennt genau von der zum Teil harschen Kritik an den Labels.

Wir haben selten jemanden erlebt, der einerseits exakt, direkt druckreif spricht und andererseits enorm spontan und ehrlich rüberkommt. Geza Schön wirkt und ist völlig klar. Er weiß genau, was er sagen will und formuliert präzise. Dennoch ist das, was er sagt, kein polierter PR-Text, sondern ungekünstelt und offen. Wir haben Spaß an diesem Gespräch und lernen gerade viel.

Ob Parfumerie seiner Meinung nach Kunst sei, wollen wir wissen. Die Frage mag Geza Schön gar nicht. Er verzieht kopfschüttelnd das Gesicht. “Ach, das mit der Kunst. Das ist zu groß. viel zu groß! Dauernd wird erzählt, Parfum sei Kunst, alle sind Künstler, alles ist so groß, so toll, so Kuuuunst. Ich bin kein Künstler. Ein Künstler schafft aus einem starken Drang heraus. Es geht um etwas Unbedingtes. Er muss sich ausdrücken und dann eben nur so wie er das dann macht und kann.”

“Sie müssen nicht?”

“Doch, auch ich möchte mich parfümistisch audrücken, aber das kann ich auch, ohne mich Künstler nennen zu müssen.”

“Aber leben könnten Sie auch ohne Parfumerie?”

“Ja klar. Ich könnte auch ohne überleben. Es ist mir sehr wichtig … aber ich könnte auch ohne. Es gibt ja noch jede Menge andere spannende Disziplinen! Außerdem ist meine Arbeit sehr handwerklich, sie hat viel Technisches und ein Parfumeur muss viel wissen über das Drumherum, viel Kulturelles und Fachliches.”

Wir haken nach: “Was ist Parfumerie dann? Design? Kunsthandwerk?”

“Kunsthandwerk.” Geza Schön nickt. “Ja. Der Begriff gefällt mir ganz gut dafür. Kunsthandwerk … darüber denk ich noch nach, aber erstmal klingt es sehr passend.”

Die Frage, die wir Parfumprofis immer stellen: “Was sind die Parfums von anderen, die Sie richtig schätzen oder auch selbst benutzen?”

“EdTs und EdPs anderer Brands verwende ich so gut wie nie. Klar probiere ich Kreationen, an denen ich arbeite, bei mir oder auch anderen aus. Ich habe eine lustige Kollektion von diversen Deosticks, die ich benutze, von z.B. Antaeus, Eau Sauvage, Guerlains Vetiver, Kouros, Drakkar Noir oder Armani Eau pour homme.”

Wir schauen erstmal verblüfft abwechselnd uns und den modischen 44jährigen an. Altherrenklassiker? Aber eigentlich ist in Anbetracht seiner bisherigen Antworten die Präferenz von Vergangenheits-Meilensteinen durchaus konsequent.

Und welches Parfum findet Geza Schön richtig schlecht?

Womanity ist mit Abstand das schlechteste, dann kommt lange Zeit nichts. Auf eine eklige Art fischig. Und das wird dann “Kaviar” genannt! Allein schon diese Überdosis von 0,1 % Filbertone, was ultimativ nach Haselnuss riecht, ist gruselig … brrr!”

Er schimpft heftig auf die Frechheit Womanity, das seiner Ansicht nach nur noch weiterhin in den Regalen stehe, weil die Marke Thierry Mugler keinen Flop offenkundig werden lassen wolle. Wir halten diese These für durchaus wahrscheinlich. Angel von Thierry Mugler findet er zwar nicht wirklich schön, attestiert aber Qualität und Originalität.

Wenn viele der Labels so oft Crap machen – welche Marken machen es denn seiner Meinung nach richtig?

Hermès macht zurzeit fast alles richtig. Seit Jean-Claude Ellena als Hausparfumeur angestellt wurde, hat Hermès eine klare Linie und fast alle Neuerscheinungen sind originell und sehr gut. Bis vor einigen Jahren galt das Gleiche für Comme de Garçons. Mark Buxtons Comme de Garçons 2 ist für mich einer der schönsten Düfte von denen. Leider wurde etwas der Fokus verloren, zu viele Serien in zu kurzer Zeit verwässern Stil und Qualität des Hauses.”

Die ausgemachte Zeit ist schon längst vorrüber und wir könnten noch stundenlang weiter reden. Nach einem Blick auf die Uhr vertagen wir das aber. Wir bedanken uns für das aufschlussreiche und ausnehmend kurzweilige Gespräch.

Wir sind uns sicher: Geza Schön wollen wir wieder treffen. Vielleicht findet er Zeit für uns, wenn sein 04-Paar kommt?

Wir haben ihn witzig und klar, leidenschaftlich (aber dabei realistisch), visionär (aber dabei bescheiden) und phantasievoll (aber dabei null verträumt) erlebt. Ein Profi, der nicht entrückt unirdische Floskeln von Schönheit und Duft von sich gibt, aber dafür in eindeutige Worte fassen kann, an welcher Schönheit von Duft er wie arbeitet. Und was er sagt, passt übereinstimmend zu dem, was wir bisher riechend von seinen Düften kennen lernen konnten. Dass Produkt und Selbstentwurf zusammen passen, ist komplett logisch und eigentlich überhaupt nicht überraschend, könnte man meinen, … aber nein, genau das ist im Grunde sehr überraschend: Dass da ein roter Faden existiert, der wirklich zu riechen wie zu denken ist, und dass die Person so glaubwürdig und authentisch zum von ihr Gemachten passt, das ist im Parfum-Business eben nicht selbstverständlich. Und gerade Geza Schön – mit seinen Erfahrungen als angestellter Parfumeur und jetzt als Selbständiger – ist bestes Beispiel dafür, wie in der selbst geschaffenen Nische Freiheit und Unabhängigkeit der Fall sein können. Nicht alles, was “Nische” genannt wird, ist echt und bietet das – aber es gibt sie, die Nische. Den Raum, in dem etwas möglich wird.

Goldnase! – Christian Plesch von „Nasengold“ im Parfumo-Interview

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Der Parfümeur Christian Lars Plesch verbirgt sich hinter dem jungen Duft Label Nasengold aus Hamburg, das mit #S und :P kürzlich reüssiert hat.
Das Interview samt Einleitung sind, das möchte ich betonen, aus Sympathie entstanden und somit „gefärbt“: Christian und ich sind uns 2001 als Kollegen bei einem Hamburger Duftstoffhersteller erstmals begegnet. Er ist noch heute „hauptberuflich“ dort angestellt und baut parallel Nasengold als seine eigene, unabhängige Idee auf. Nach einiger Zeit in dem Unternehmen haben wir uns damals schließlich befreundet – mittlerweile arbeite ich nicht mehr dort, doch der Kontakt blieb.
Christian sprüht wirklich vor Energie – und auch die Worte in dem Gespräch sprudeln nur so aus ihm heraus. Ich musste für die Niederschrift arg kürzen. Als ich ein Interview für Parfumo vorgeschlagen habe, hat er augenblicklich zugesagt. Wir trafen uns dafür Ende August 2013 an einem Samstagvormittag auf St. Pauli. Um uns herum der Trubel des „Flohschanzen“-Marktes und Christian außer Atem vom Fahrradfahren, haben wir uns für das Interview bei Kaffee ins Café Blanche und in den Photoautomaten an der Feldstraße begeben.

Parfumo: Schön, dass wir uns nun über Dein eigenes Label unterhalten können! Herzlichen Glückwunsch! Wie lange gibt es Nasengold und was verbirgt sich hinter dem Namen?
Plesch: Danke! Nasengold gibt es jetzt seit Mitte des Jahres. Das war eigentlich die Idee meiner Frau Anja vor ungefähr drei Jahren. Sie kannte meinen Traum, ein eigenes Produkt auf den Markt zu bringen und hat auch den Namen vorgeschlagen, der mich gleich begeistert hat! Denn „Nasengold“ hat im Grunde drei Bedeutungen: einmal „Popel“, dann ist es „Kokain“ und jetzt ist es „Duft“. Diese dritte Bedeutung haben wir – auch mit der Patentierung von Nasengold – geschaffen.

Parfumo: Wofür steht Nasengold? Für welche Werte?
Plesch: Verspieltheit und Kreativität. Flakon und Verpackung sollen den Inhalt widerspiegeln: Transparenz, Schlichtheit, Eleganz, Qualität. Und meine Düfte sind tragbar. Die soll man auch anwenden, das ist mir ganz wichtig! Ich möchte nichts machen, von dem man sagt: „Das ist Nische, das riecht interessant, aber man kann es nicht benutzen.“ Also es soll schon gut riechen – aber weiter weg von der Marktkonformität!

 

#S von Nasengold

#S von Nasengold

Parfumo: Der erste Duft heißt #S. Wie ist es denn dazu gekommen?
Plesch: Bei diesem Namen mag ich schon den Look beziehungsweise den optischen Kontrast zwischen den beiden Zeichen gerne. Diese visuelle Spannung kann auch jemanden ansprechen, der z. B. nicht lesen kann oder die Bedeutung dieser Zeichen nicht kennt. # ist die „Nummer“, aber ich wollte nicht „Nummer 1“, „Nummer 2“ etc., sondern ich wollte Buchstaben nehmen. „S“ steht für sparkling, sexy, spritzig, sbubbly.
(Er imitiert das Geräusch beim Flaschenöffnen: zschzsch)

Parfumo: Und :P?
Plesch: Hm, ich wollte auch mit :P etwas machen, was komplett anders ist, als das, was man auf dem Markt findet. Duftverpackungen sind häufig so schöngeistig, mit einer schnörkligen Schrift usw. Und ich wollte etwas machen, was die Neugierde weckt, weil man sich fragt „Was meint der denn jetzt?“. Die Buchstaben sind bei Nasengold zudem immer eine Beschreibung. Diese funktionieren sowohl im Deutschen als auch im Englischen mit „sparkling/schäumend, spritzig“ oder „peppery/pfeffrig“. Und :P haben wir auch genommen, weil es aussieht wie so ein Internetzeichen mit einer Zunge. Fand ich halt ganz witzig, weil es eben ein hochwertiger und eleganter Duft ist. Und wenn dann noch die Zunge rausgestreckt wird, heißt das auch, dass wir uns damit nicht so wichtig nehmen…
Ich wollte natürlich nicht nur, dass das Produkt vom Namen und der Verpackung her auffällt, weil es sich unterscheidet, sondern selbstverständlich auch vom Duft! Hierbei ist es auch okay oder sogar wichtig, dass auch polarisiert wird. Nasengold-Düfte sind ja auch anders! Das ist kein Juice, deren Akkorde man kennt, sondern das sind ganz eigene Kreationen. Sie orientieren sich nicht an diesen mit Fragebogen durchgestylten Erzeugnissen, die in der breiten Masse zu haben sind. Die großen Firmen testen halt alles durch. Mit ihren Produkten wollen sie uns so „erziehen“, dass wir kaufen, was wir gelernt haben. Denn Riechen ist auch ein gelerntes Verhalten. Aber wir reden hier von der Nische, weil ich mit Nasengold für die Nische arbeite. Und in der Nische kannst Du auch Parfums schaffen, die für Menschen sind, die eben nicht an diesen stromlinienförmigen Düften interessiert sind, die immer austauschbar und immer gleich riechen und gelerntes Verhalten repräsentieren, sondern sich auch eigene Gedanken machen und etwa auch die Story hinter einem Duft spannend finden. Was macht den Duft aus? Welcher Wunsch steht dahinter? Sind die Düfte wiedererkennbar? Welche Person steht dahinter? Duft ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Und Nische kann für Leute sein, die vielleicht an einem Signature Duft interessiert sind. So wie in den 70er und 80er Jahren, da konnte man einen Duft in der U-Bahn oder draußen auf der Straße identifizieren. Und heutzutage kannst Du das fast nicht mehr, weil durch die globale Testerei alles gleich riecht. Aber nicht bei uns. Wir machen das bei Nasengold nicht.

:P von Nasengold

Parfumo: Das heißt der Massenmarkt interessiert Dich nicht?
Plesch: Naja, ich möchte einfach die Duftwelt kulturell erweitern, ganz einfach. Und wenn man damit ein bisschen Geld verdient: cool. Ich mache spezielle Düfte, die es wert sind, dass man über sie spricht und dass man sie trägt. Als Parfümeur rieche ich alles, was auf dem Markt ist. Alles! Ich kriege alles an Düften durch die Finger. Das gehört zu meinem Job und insofern erkenne ich Duftakkorde wieder oder kann etwa sehen, was im Nischenbereich interessant ist, weil es besonders ist. Und insofern habe ich, weil ich die Möglichkeit habe, die Dinge ganz gut zu überblicken, auch die Möglichkeit, Düfte anders zu gestalten.
Aber nichtsdestotrotz interessiert mich Massenmarkt beruflich natürlich sehr. Ich arbeite hauptberuflich in einer kommerziellen Duftfirma, doch mein Chef weiß ganz genau, dass aus der Nische und den polarisierenden Arbeiten, Kreatives hervorkommen kann. Nicht nur aus den immer wieder hoch gekochten Themen. Es gibt halt so Trendsetter-Themen in der Parfümerie, zum Beispiel J’Adore, Paco Rabanne oder Drakkar Noir. Und was auf dem Massenmarkt passiert, spielt sich immer um diese Themen herum ab, die gerade en vogue sind. Wir müssen das mit Nasengold nicht. Wir können machen, was wir wollen. Ich trage das komplette Risiko selber. Es kommt nur das in die Flasche, was ich auch in der Flasche haben will. Und das sind keine durchgetesteten Kompositionen. Ich liebe halt alles Besondere und Außergewöhnliche.

Parfumo: Was fällt Dir ein, wenn Du auf den Nischenmarkt schaust?
Plesch: Es gibt ganz tolle Nischenprodukte! Also, mir fällt da jetzt Geza Schön ein mit seinen Escentric Molecules. Das ist ja eine sehr spezielle Sache. Und Mark Buxton, der mein Mentor in Paris gewesen ist, hat mir die Parfümerie sozusagen ein wenig näher gebracht. Er war mein Wegweiser, ist mein Freund und wir haben eine Menge zusammen erlebt. Seine Art Düfte zu machen ist etwas ganz besonderes für mich! Vieles auf dem Nischenmarkt ist interessant. Vieles, aber eben auch nicht alles.

Parfumo: Was ist das Typische für Dich als Parfümeur, was zeichnet Deine Düfte aus?
Plesch: Ich mag Pfeffer sehr gerne! Schwarzen Pfeffer oder rosa Pfeffer liebe ich. Kardamom – liebe ich. Ingwer – liebe ich auch. Und ich mag immer klare, ambrierte Holznoten sehr. Diese Noten versuche ich gerne miteinander zu kombinieren. Süße, insbesondere vanillige Düfte sind nicht so nach meinem Geschmack. Ich finde Süße kann man auch noch aus anderen Rohstoffen generieren, zum Beispiel aus Mandarine. Aus ihr kann man gut eine feinere Süße arrangieren.

Parfumo: Welche Rolle spielen für Dich natürliche Rohstoffe?
Plesch: Die spielen eine große Rolle, natürliche Rohstoffe sind ganz wichtig! Bergamotte, Zitrone, Osmanthus, Rose, Jasmin, die setze ich häufig als natürliche Öle ein. Sie geben einer Komposition erst den nötigen Schmelz, sie machen einen Duft erst lebendig. Ein Parfumöl besteht heutzutage beispielsweise aus 5-10% Naturölen und 90-95% synthetischen, je nach Kreation natürlich. Bei #S sind die natürlichen Öle wichtig für die Frische. Diese entsteht durch Zitrone und Bergamotte, aber eben auch durch das Weinhefenöl, das eine besondere Coronafrische liefert: Das ist dieses Bier mit einer Zitronenscheibe dran.

Parfumo: Wie sieht so ein Arbeitsalltag beim Duftstoffhersteller – unabhängig von Nasengold – typischerweise bei Dir aus?
Plesch: Ich überprüfe als erstes den Warenausgang. Das sind die Kompositionen, die ich für den deutschen, europäischen oder arabischen Markt gemacht habe, die Verkaufskreationen sozusagen. Eine Probe der neuen Produktion vergleiche ich mit dem Rückstellmuster der vorherigen Produktion. Danach bekomme ich Projektarbeit rein. Die kriegen wir durch Briefings verschiedener Kunden. Darin sind die Kernaussagen zu den neuen Duftaufgaben gestellt. Wir machen das für verschiedene Bereiche und verschiedene Kunden: Fine Fragrances, das ist das, was ich viel mache. Dann gibt es den Haushaltsbereich mit Reinigern, Waschpulvern und Fabric Softenern und den Toiletries Bereich der Duschgele, Shampoos und Cremes usw. Zu den Briefings muss ich mir passende Düfte überlegen. Zum Beispiel für einen Duft, der in der Drogerie verkauft werden soll. Dann gehe ich so vor, wie es im Massenmarkt funktioniert: Ich schaue, was aktuell gut läuft. Und diese Noten oder Akkorde versuche ich dann zu samplen. Wir nennen das Ergebnis auch Twists, aber ich finde die musikalische Umschreibung für Duft einfach deutlich passender. Es gibt für mich Düfte mit unterschiedlichen Rhythmen. Spannend ist es für mich, Noten aus Düften zu samplen, die erstmal konträr zueinander wirken. So arbeite ich gerne
für den Massenmarkt, weil ich mir aufgrund des Zeitdrucks in unserer modernen Arbeitswelt natürlich nicht jeden Tag 15 ganz neue Düfte ausdenken kann. Wir orientieren uns eben an dem aktuellen Markt. Das macht jeder Parfümeur. Jeder!
Also – ich erstelle das gefragte Parfumrezept am PC und gebe das meiner Assistentin, die es dann „ausmischt“. Das Ergebnis bekomme ich im Laufe der nächsten 1-2 Tage in mein Büro geliefert. Und zusammen mit dem Evaluationsteam / Marketing entscheide ich dann, ob der Duft geeignet ist, für das Projekt aufgenommen zu werden oder nicht. Dabei stehe ich natürlich auch in Konkurrenz mit meinen Kollegen – was auch gut ist. Parfümeur ist ein sehr kompetitiver Beruf. Wir stehen immer im Wettbewerb entweder mit den eigenen Kollegen oder mit anderen Dufthäusern. Denn es geht darum, das Briefing zu gewinnen. Andererseits müssen wir uns im
Hause auch zusammen viele Gedanken machen. Etwa darum, wie marktkonform gearbeitet werden muss. Oder ob ich da olfaktorische Schnörkel reinmachen darf, die mir persönlich supergut gefallen. Natürlich ist in jeder Komposition auch immer was von mir dabei. Ist ja ganz klar. Aber wenn Du Dich bei kommerziellen Düften zu sehr selbst verwirklichst, dann wirst Du das nie verkaufen.

Parfumo: Wie ist Dein Werdegang als Parfümeur? Ist das der „normale“ Weg gewesen?
Plesch: Also, was heißt „normal“? Es gibt zwei Wege. Entweder man geht nach Paris auf eine Parfümeursschule. Das kann man nur machen, wenn man perfekt französisch spricht und den finanziellen Background hat. Bei mir war es so, dass ich nach der Schule ein halbes Jahr Kunst studiert habe. Ich liebe Malerei und den Umgang mit Farben, habe aber festgestellt, dass es Kollegen gab, die weitaus talentierter waren. Zudem kam mir der Weg hin zu einem Künstlerleben, das sich trägt, zu lang und mühsam vor.
Und ich wollte meinen Eltern auch nicht weiter auf der Tasche liegen. Also hatte ich mich entschlossen, eine Chemielaborantenausbildung anzufangen bei Haarmann und Reimer in Holzminden, die auch Parfümeure ausbilden. In der Firma habe ich die Arbeit der Parfümeure beobachtet und bei mir ist der Wunsch entstanden, auch diesen Beruf zu erlernen und dort in die Ausbildungsgruppe von Herrn Oelkers zu kommen. Dafür musste ich hartnäckig und ausdauernd sein. Einmal die Woche stand ich bei dem Parfümeriebereichsleiter in der Tür und hab den genervt. Und irgendwann hat er gesagt: Jaja! Somit habe ich nach der Laborantenausbildung fünf
Jahre die Ausbildung zum Parfümeur gemacht. Nach 3 Jahren bist Du Juniorparfümeur, da kennst Du gerade mal die Rohstoffe, aber Dir fehlt die Erfahrung. Dafür arbeitet man kreativer, weil man vom Markt noch nicht so „versaut“ ist. #S etwa ist von der Idee her schon in meiner Ausbildungszeit entstanden.
Man fängt an, die Genealogie der Parfums kennenzulernen und was für Themen es bei den Düften gibt: Oriental usw. Man lernt Akkorde von Trendsettern nachzubauen, beispielsweise der 70er. Insgesamt haben wir eine sehr fundierte Ausbildung bei unserem Ausbilder Herrn Oelkers erfahren. Ich bezweifle, dass es so etwas Umfassendes heutzutage überhaupt noch gibt.

Parfumo: Welche Düfte in der Parfumgeschichte bewunderst Du?
Plesch: Die Comme des Garcons Düfte! Besonders die ersten beiden. Die waren für mich eine Offenbarung, weil die anders waren, auch etwas schrill.

Parfumo: Hat sich die Arbeit des Parfumeurs in den letzten 15 Jahren verändert, seit Du dabei bist?
Plesch: Ja deutlich! Die Taktung ist anders, rasanter geworden. Und es ist auch kommerzieller. Die Überlebensdauer eines Duftes ist häufig maximal ein Jahr. Die Zeiten sind schneller geworden. In der Nische kann man vielleicht länger überleben, weil man sich unabhängiger vom Massengeschmack bewegt. Und die Qualität der Düfte ist insgesamt besser geworden – durch die einheitlichen, neuen Riechstoffe, mit denen man viel mehr machen kann. Die Rohstoffe, vor allem die natürlichen, sind immer teurer geworden. Man setzt die Stoffe deshalb deutlich effektiver ein. Das ist schon okay.

Parfumo: Christian, vielen Dank für das Gespräch!
Plesch: Gerne!

Nasengold im Internet: http://www.nasengold.com/de

Nasengold bei Facebook: http://www.facebook.com/nasengold

Das Interview führte Milosava

Parfumo-Gewinnspiel 2013 – Vom 1. Dezember bis Weihnachten täglich Düfte gewinnen!

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Das Parfumo-GewinnspielAuch in diesem Jahr gibt es wieder vom 1. – 24. Dezember jeden Tag dufte Preise zu gewinnen! Vielen Dank an Parfumdreams für die großzügige Unterstützung!

So können Sie teilnehmen:

Ab dem 01.12.2013 wird täglich ab 0.00 Uhr das Parfumdreams-Logo auf der Detailseite eines bestimmten Parfums zu sehen sein.  Finden Sie das Parfum, bei welchem das Logo groß in der rechten Seitenleiste zu sehen ist und klicken Sie auf den entsprechenden Link unter dem Logo, um teilzunehmen. Unter allen Einsendungen des Tages werden die Preise verlost. Wichtig: Sie benötigen ein Parfumo-Konto und müssen eingeloggt sein, um das Logo zu sehen und teilzunehmen.

Eine kleine Hilfe: Der Name des Parfums hat immer etwas mit Weihnachten oder Winter zu tun. ;-)

Haben Sie uns am jeweiligen Tag bis spätestens 23:59:59 Uhr den Teilnahme-Link angeklickt, nehmen Sie an der Verlosung teil.

Das Parfum des Vortags wird täglich im Forum bekanntgegeben.

Das Parfumo-Team und Parfumdreams wünschen viel Glück beim Suchen!

Ludwigbeck.de feiert Geburtstag und beschenkt seine Kunden

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Ludwig Beck - Der Onlineshop feiert seinen ersten Geburtstag

Ludwig Beck – Der Onlineshop feiert seinen ersten Geburtstag

Der Beauty Online Shop von Ludwig Beck feiert am 4. Dezember seinen ersten Geburtstag und zu diesem Anlass verlosen wir den Duft „Aqua Vitae“ von Francis Kurkdjian im Wert von 125€.

Schreibt einfach einen Kommentar am Ende dieses Artikels um am Gewinnspiel teilzunehmen. Um allen Onlinekunden den Geburtstag zu versüßen, verschenkt ludwigbeck.de an diesem Tag Produkte im Wert von über 17000€! Jeder Bestellung wird am 4.12. ein Geschenk beigelegt. Es handelt sich dabei nicht um Proben, sondern nur um Originalprodukte im Wert zwischen 13€ und 105€! Mit dem Aktionscode parfumo2013 bekommt Ihr zusätzlich bei einem Einkauf ab 75€ einen 10€ Rabatt. Der Gutschein ist nur am 4.12.2013 gültig!

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Parfumo bei Facebook liken und Flaconi-Probenbox gewinnen

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Parfumo liken und gewinnen!

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Jeder Box beinhaltet 8 Parfum-Proben à 1,5ml der Flaconi-Damen-Topseller. Dazu gibt es zusätzlich noch einen 60 € Gutschein, um den Weg zum betörend duftenden Glück ganz unkompliziert zu machen.

 

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D’animo nobile – zu Besuch bei Nobile 1942

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Italien hat ein duftendes Profil. Es gibt „typisch italienisch“ bei Parfum. Cologne-artig, gerne zitrisch und kräuterig, leicht, frisch und natürlich anmutend. Es gibt auch viele aus Italien stammende Parfums komplett anderer Machart und solche, die bei der italienischen Tradition anfangen, um von dort aus woandershin zu gehen – aber wenn man ein Muster umreißen möchte, sind die vielen typischen „Acquas di Irgendwo“ eine olfaktorische Visitenkarte.

Wenn wir, Louce und Ronin, uns ein italienisches Label genauer anschauen und seine Parfums riechen, dann fragen wir uns: „Wie italienisch ist es?“. Genauso haben wir uns auch den Düften von Nobile 1942 genähert, als wir uns vorbereiteten auf unser Treffen mit dem Ehepaar Stefania Giannino und Massimo Nobile in Genua. Wir kannten einzelne Parfums und einige Parfumo-Rezensionen und wollten uns nun ein systematischeres Bild machen.

Stefania Giannino und Massimo Nobile

Stefania Giannino und Massimo Nobile

So ganz ist uns das in der Vorbereitung nicht gelungen. Wir konnten typisch italienisch und ganz und gar unitalienisch Duftendes ausmachen. Da rochen wir einmal den sonnigen Küstenkräuter-Whiff und dann wieder einen ungewohnten, komplett nischig daherkommenden Ansatz. Ein klassischer Zitro-Sonnen-Begleiter und ein extrtakrautiger Toskana-Lavendel begegneten uns genauso wie ein moderner, opulenter Chypre und ein vanilliger Cashmeranduft. Wir einigten uns darauf, dass das Nobile 1942-Portfolio nicht so leicht zu etikettieren ist, dass die Düfte für „Uomo“ vielleicht etwas italienischer riechen als die für „Donna“ und dass wir die Frage nach dem Italienischen gleich als erste stellen wollen bei unserer Begegnung.

Diese Begegnung im November 2013 startet besonders gut gelaunt. Stefania Giannino empfängt uns in den Firmenräumen von Nobile 1942, wo sie und ihr Team gerade an Marketing und Administrativem arbeiten. Ihre junge und aktive Hündin und unser mitgebrachter (ebenso junger und aktiver) Hund stürzen sich in wilder Spontanfreundschaft aufeinander und knäueln sich durch die Räume. Großer Spaß, großes Tohuwabohu: Es kann kaum noch jemand vernünftig weiter arbeiten und unser Interview beginnt mit Hunde-Talk und viel Lachen, während die beiden laut und raumgreifend beim Spiel die Fetzen fliegen lassen. Irgendwann dann (nach vielen vergeblichen Versuchen, beruhigend einzuwirken) beschließen wir, die beiden zu trennen und tatsächlich zum Thema zu kommen, während unser Hund im Auto warten muss.

Stefania Giannino

Stefania Giannino

Also… wie ist das nun mit dem italienischen Profil? Stefania Giannino überlegt, schmunzelt und antwortet dann:

„Das ist wirklich eine interessante Frage … ich glaube, ich antworte am besten mit einem kulinarischen Vergleich:  Die italienische Küche versucht Gerichte zu erschaffen, die verstanden werden. Gute Zutaten, die möglichst natürlich zubereitet werden. In der italienischen Parfumerie ist es ähnlich: der erste Fokus liegt auf der Qualität der Rohstoffe, erst danach kommt die Zusammenstellung. Was das angeht, ist Nobile 1942 sehr italienisch. Aber da wir bisher mit französischen Parfumeurinnen, hauptsächlich mit Marie Duchêne, gearbeitet haben, kommt noch etwas dazu, was vielleicht typisch französisch ist. Man könnte sagen, die Nobile-Düfte sind Ergebnis eines italienischen Blickwinkels auf die Parfumeurskunst französisch-internationalen Ursprungs. Der Esprit ist italienisch.“

Sie überlegt weiter.
„Aber ich kann das auch viel einfacher sagen: Ich bin Italienerin. Das, was ich einbringe, meine Ideen und Vorlieben sind natürlich ziemlich italienisch und treffen dann auf etwas ziemlich Französisches.“

Wir bitten sie, ihre Rolle genauer zu beschreiben.
„Ich bin nicht ursprünglich Parfumeurin und komme eigentlich aus einer ganz anderen beruflichen Richtung, nämlich aus der medizinischen. Dann hat Massimo mich aber für sein Metier begeistert und mir die Möglichkeit gegeben, in das Thema Parfum und das kreative Arbeiten damit einzusteigen. Das passte. Das war neu und zuerst natürlich fremd, aber zugleich so reizvoll, so schön und spannend. Dann habe ich gelernt. Immer mehr. Meine Aufgabe ist, die Parfums zu entwerfen, den Charakter, die Idee entstehen zu lassen und dann, gemeinsam mit jemandem, der Parfumerie handwerklich gelernt hat, daran zu arbeiten und es technisch und fachgerecht umzusetzen. Seit mittlerweile neun Jahren mache ich das nun. Am Anfang war ich weniger erfahren, weniger sicher und mehr angewiesen auf Maries Vorschläge. Vielleicht kommt daher der Eindruck, die Parfums seien in ihrem Wesen unterschiedlich mehr oder weniger italienisch: Wenn ich mich stärker und souveräner einbrachte, ist dieser Einfluss bestimmt deutlicher… bei Estroverso zum Beispiel. Da finde ich diesen italienischen Esprit sehr stark.
Das Individuelle, also mein persönlicher Stempel, war immer das Ausschlaggebende… aber wie wirksam ich das mit einzelnen Noten, mit Detailideen und genauen Vorstellungen darstellen kann – das hat sich verändert. Inzwischen arbeite ich viel freier. Ich weiß genau, was ich will und wie es geht. Ich bin immer noch dankbar für konkrete Lösungsansätze bei Fragen der Umsetzung, aber ich verstehe auch den handwerklichen Teil der Arbeit und kann meinen kreativen Part so ganz klar und frei einbringen und ihn auf diese Art riechbar real werden lassen.“

Um dafür ein Beispiel zu geben, erzählt Stefania Giannino lächelnd und mit Stolz von ihrem Parfum „La Danza delle Libellune:

„Das ist in höchstem Maße meine ureigenste Kreation. Ich habe eine durch und durch klare Idee gehabt und dazu ein genaues Konzept, mit dem es aufging. Und es ist so einzig, so eigenständig… und dabei so schön. So ist meine Arbeit: Ich will und könnte gar nicht Parfumeurin sein – das, was ich gut kann und was meine Parfums ausmacht, ist, dass ich das, was ich mitbringe – meine Persönlichkeit, mein Wissen und meine Erfahrungen mit Duft aber auch gerade die mit anderer Kunst – in einen Dialog auf Augenhöhe bringe, damit sie zu Parfum werden können.“

„Typisch italienisch“ ist der Duft von Frischnatürlichem und daher rührt die Wichtigkeit der Rohstoffqualität, die die Kreateurin ja auch gerade betont hat. Stefania Giannino bestätigt unsere Vermutung, dass die Nobile-1942-Parfums einen gehörigen Anteil natürlicher Ingredienzien haben. Aber wie lässt sich da die konstante Duftstoffqualität sichern? Ist es bei einem hohen natürlichen Anteil nicht automatisch so, dass die einzelnen Parfumchargen schwanken müssen?

 Zu Besuch bei Nobile 1942

Ronin und Stefania Giannino

„Es kommt auf die Mazeration an.“ verrät sie uns. „Mittlerweile haben wir uns entschieden, die Mazeration komplett bei uns im Haus und unter unserer Regie vorzunehmen. Das heißt, es wird erst abgefüllt, wenn sich die Parfummischungen gänzlich harmonisiert, die Kompositionen sozusagen gesetzt haben. Nur so können wir absolut sicher stellen, dass die Parfums sich im Flakon nicht mehr verändern. Das dauert zwar länger, aber unsere Düfte profitieren sehr von diesem Effekt.“

Inzwischen ist Massimo Nobile gekommen und begleitet, eigentlich an seinem Schreibtisch mit anderer Arbeit beschäftigt, die Ausführungen seiner Frau mit heftigem, manchmal sehr heftigem Nicken und ständigem Lächeln.

Nobile… das Wort klingt nach „edel“, „kostbar“, „ausgesucht“ und vor allem nach einer guten Marketingentscheidung für einen exzellent ins Parfum- und Kosmetikbusiness passenden Namen. Aber das ist es nicht, sondern einfach ein Familienname. Massimo Nobile ist Enkel des Firmengründers Umberto Nobile und kümmert sich um den Vertrieb vieler Nischen- und Edelmarken auf dem italienischen Markt, auch der eigenen, die den Namen der Familie – kombiniert mit dem Gründungsjahr der Firma – trägt und für die seine Frau Stefania die verantwortliche Kreativdirektorin ist.
Nun steht er auf, kommt zu uns und spricht, sichtlich bewegt und gestenreich, davon, warum er so glücklich ist:

„Es ist unglaublich, wie mein großer Traum mit Stefania Wirklichkeit wurde! Mein Traum hatte drei Säulen: erstens wollte ich in dieser wunderbaren Arbeit mit Parfum Fuß fassen und davon leben, dass ich mit Schönem umgehe, zweitens wollte ich dies mit meiner Frau tun: ich wollte Seite an Seite mit ihr arbeiten und jeden Tag ihre Nähe genießen, keine Trennung von beruflichem und privatem Glück erleben müssen und drittens wollte ich diese Freude an Duft anderen geben, sie mit der ganzen Welt teilen. Die ersten beiden Punkte sind voll umgesetzt und am dritten arbeiten wir jeden Tag recht erfolgreich.“

Zur Frage, was an italienischer Parfumerie denn nun italienisch sei, sagt Massimo Nobile, es sei für ihn wie bei Kleidung. Es gibt einen eigenen italienischen Modestil: „… und zur italienischen Kultur gehört es, sich gut zu kleiden. Ein gutes Parfum ist wie ein Kleidungsstück.“

Zum Thema Kleidung passen die Parfums der Vespri-Reihe, die zu verschiedenen Kleidungsstilen je einen passenden Duft anbieten möchten. Während wir weiter erzählen, werden Duftstreifen mit Vespri Orientale eingesprüht, dem vierten Duft der Serie. „Vespri Orientale“ riecht direkt auf dem Blotter so, wie man sich ein italienisches Parfum vorstellt: zitrisch, krautig, natürlich leicht. Mit größerem Abstand wird aber eine leichte Oudnote bemerkbar. Das finden wir spannend, denn bei Oud-Parfum ist meistens der Oud-Aspekt so nachdrücklich und bisweilen vorschlaghammermäßig inszeniert, dass es mal sehr reizvoll ist, die Oud-Duftspur anders in einer Komposition zu erleben.
Die Kreateurin betont, dass es ihr genau darum ging in der Komposition von „Vespri Orientale“: „Ich habe mir einen Oud-Duft gewünscht, der nicht wie all die anderen daher kommt, von denen der Markt gerade so voll ist.“

Beim Stichwort „Markt“ fragen wir nach der Marktposition von Nobile 1942. Die beiden erzählen uns, dass sich die frischen Düfte in Japan sehr gut verkaufen. Japan ist der viertwichtigste Absatzmarkt. Der größte Umsatz wird in Russland getätigt, mit Schwerpunkt auf extrem luxuriösen Flakons und Sonderanfertigungen (hierzu zeigt uns Stefania Giannino ein paar unglaublich kostbar wirkende, filigran-verspielte Flakons, die speziell für die russische Nachfrage von ihr entworfen werden). Die Nummern Zwei und Drei der nationalen Märkte sind Italien und Deutschland. Das Parfum, das am meisten Beifall und Absatz findet ist „La Danza delle Libellule“.

Stefania Giannino

Stefania Giannino

Aber der „normale“ Parfummarkt ist nicht das einzige Feld. Die Duft- Gestalterin erzählt uns von dem Projekt, das sie am Wochenende vor unserem Interview nach Venedig führte: dort werden im Hotel Danieli für drei Zimmer Raumdüfte geschaffen mit den Themen Greta Garbo, Grace Kelly und Maria Callas. Es wird auch einen vierten Raumduft geben, für den Dogen von Venedig, die Ideen hierzu sind noch im Anfangsstadium.
Leben und Erfahrungen der Personen, die das gesamte Stil-Konzept der Räume inspirieren, sollen bei der Duftwahl berücksichtigt werden, mit Betonung der individuellen psychologischen Aspekte.

Dafür entstehen gerade die Entwürfe: Zu Greta Garbo passt möglicherweise ein Chypre, vermutet die Parfummacherin, und bei Grace Kelly bietet sich ein weißblütiger Ansatz mit einem duftenden Kontrapunkt, denn ihr Leben war wundervoll, wie im Märchen – bis zum tragischen Unfall.
Ein Duft, der ein olfaktorisches Bild von Maria Callas sein soll, müsste recht eigenwillig werden, denn sie war neben ihrer Größe und dem glänzenden Image nicht einfach und dabei sehr verletzlich. Als Griechin könnte für sie die Feige ein guter Ansatzpunkt sein, aber die dürfe dann nicht zu  süß werden. Möglicherweise passt hier gut das Duftprofil des Parfums „Vespri Orientale“: energiegeladen zu Beginn, später dann kontemplativ.
Bei den Überlegungen zum Raumduftprojekt sprudelt Stefania Giannino vor Ideen und ihre Augen glitzern.

Als wir ein wenig zu Parfumo erzählen wollen und ausholen, was für eine Community wir vertreten und was da so passiert, lacht Stefania Giannino nickend und wir stellen fest, dass wir gar nichts erklären müssen – sie kennt Parfumo sehr gut. Ihr Team verfolgt sogar regelmäßig die Parfumo-Kommentare zu Parfums von Nobile 1942. Das Feedback, dass diese geben können, wird hoch geschätzt.

Das geht soweit, dass just in dem Moment, als wir da sind, die Parfumeurinnen-Praktikantin, die derzeit im Team arbeitet, den Vergleich von „Café Chantant“ mit „Vanille“ von Réminiscence auf ihrer To-Do-List hat, denn auf Parfumo wurden die beiden als Duftzwillinge bezeichnet und nun will man heraus finden, ob das zutrifft. Sie kommt aus dem Nebenraum rüber und wir werden gleich mit eingespannt. Alle riechen abwechselnd an Duftstreifen und Handgelenken. Ja, da ist eine Ähnlichkeit: beide Düfte starten mit Sternanis und münden in eine deutliche Cashmeran-Vanille-Basis. Das war es aber auch schon mit Gemeinsamkeiten – die beiden Parfums sind infolge der Grundrichtung verwandt aber dabei ziemlich unterschiedlich, selbst die Anisnote ist im Nobileduft krautiger, frischer und weniger fett, dafür ist die Réminiscence-Vanille dunkler.

Holt sich Stefania Giannino auch Inspirationen auf Parfumo oder anderen Internetseiten rund um Parfum? Das nun wieder nicht, erklärt sie. So willkommen diese Rückmeldung der Kundschaft ist, ist es doch kein direkter Impuls für ihre Arbeit: „Ich mache nie ein Parfum, um damit Erfolg zu haben oder einem Trend zu folgen.“

Was sind die kommenden Duftprojekte, die Ideen und Ziele für die Zukunft?  „Wir wollen höhere Konzentrationen ausprobieren.“ erzählt sie uns. „Ein weiteres Vorhaben ist ein sehr männlicher Herrenduft um Tuberose herum, der Arbeitstitel ist „Gladiator“. Die Spannung zwischen der weiblich konnotierten Tuberose und einem männlichen, richtig machohaften Kontext, ist die Inspiration. Der kreative Prozess dürfte noch 7-8 Monate dauern.“

Wir fragen nach ihren Liebslingsdüften außerhalb des eigenen Hauses: als 20-25jährige hatte sie „Coco“ von Chanel als Signaturduft und verbindet daher mit diesem Parfum viele Erinnerungen, erzählt sie. Ihr aktueller Lieblingsduft ist „Le Parfum de Thérèse“ aus der Edition de Parfums Frédéric Malle“. Ein weiteres Parfum, das sie liebt, ist „Emeraude“. Überhaupt schätzt sie alles von Coty„Ich bevorzuge Coty gegenüber Guerlain – ich mag die Klarheit und die Kontraste der Cotyparfums. Guerlain hat, wenn sie eine Idee von Coty aufgegriffen haben, immer eine eng verwobene Komposition gewählt. Mir sind aber Kontraste wichtig!“
Der reizvolle Kontrast ist der Kreativen sehr wichtig ob für ihr ganz privates Benutzen von Parfum oder das Gestalten von Neuem.

Zum Abschluss dieses selten sympathischen und offenen Gesprächs wollen uns Stefania Giannino und Massimo Nobile eine Freude machen und fragen nach einem Nobile 1942-Parfum, das wir gerne für unsere Nasen hätten. Wir sagen, dass wir den Amberduft „Ambra Nobile“, sehr schätzen und bevor wir bescheidene „Aber-das-wäre-doch-nicht-nötig“-Einschränkungen machen können, nimmt uns das Ehepaar mit ins Untergeschoss … um uns zu zeigen, was das eigentliche Dankeschön ist: Sie füllen uns persönlich diesen Flakon ab!

 Zu Besuch bei Nobile 1942

Das Ehepaar Nobile füllt einen Flakon “Ambra Nobile” ab

Im Lager, dem Allerheiligsten von Nobile 1942, sehen wir Regale voller Düfte und leerer Flakons, große Flaschen mit den fertig gemischten, noch ungefilterten Parfums und die ganzen Geräte, die auf dem Weg vom Alufass zum edlen Flakon fachmännisch bedient werden müssen – und zwar von Hand, denn bei dem kleinen Label wird noch alles händisch und in Einzelarbeit gemacht. Die Nobiles machen sich gemeinsam ans Abfüllen, Vapo-Verschluss-Versiegeln und Etikettieren, dann versehen sie unser Parfum im nicht serienmäßigen Flakon mit einer Widmung. Exklusiver geht es wohl nicht.

Mit unserem Flakon, vielen Notizen, unterbelichteten Fotos, bunten und schönen Erinnerungen sowie mit vielmals wiederholten und bekräftigten Grüßen von Stefania Giannino und Massimo Nobile an Parfumo und alle Member der Community machen wir uns auf den Weg zum im Auto schlafenden Hund, während es inzwischen dunkel, aber nicht kalt geworden ist und eine pittoresk-idyllische Sternennacht über Genua funkelt.

Sehr italienisch, finden wir.

Vielen Dank an Louce & Ronin für das Interview

Laine de Verre – Fünf Fragen an Serge Lutens

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Laine de Verre von Serge LutensSerge Lutens, Sie stellen uns gerade Ihr drittes Eau, Laine de verre, vor.

Entscheidend ist die Konfrontation innerhalb eines Namens, eines Titels. Ohne einander zu kennen, haben er, das Eau, und ich bereits die Hälfte des Weges geschafft, was uns nun zu unserem persönlichen Treffen führt. Erst durch ihn, können wir uns gegenseitig anerkennen und die Schlüssel zu unserem Inferno abgeben. Laine de verre ist ein Zusammentreffen zweier Gegensätze, welche sich dennoch ergänzen. Das Eine ist transparent, zerbrechlich wie die Wahrheit, dass alles für bare Münze nimmt, vom niedrigsten bis zum höchsten Wert. Auf der anderen Seite, haben wir die Wolle. Man strickt diese, es entstehen Maschen, die hinunter zu einem Hemd verlaufen; Manchmal kratzt sie. Beim Wort genommen ist Laine de verre, Glas/Wolle, auch ein Isolator.

Isolierung wovon? Von wem?

Von etwas das sich anfühlt wie Gefahr. Ohne es erklären zu können, fühle ich es. Steigernd, wie das Aufkommen eines persönlichen Disputs zwischen meiner Weiblichkeit und Männlichkeit. Aus den Angeln gehoben, wird die Tür geöffnet, zum erstickten Schrei eines Wahnsinnigen oder zur rabiaten Übung eines Arztes:
Ein Eau, das böse ist, und stürmisch. Er provoziert den Blitz der Schöpfung. Er vibriert, es ist die Angst vor der Überwindung. Das Parfum hat für mich das persönliche Interesse verloren, wenn es still ist. Umgekehrt betrachtet ist es ein Zugeständnis, das was ich von ihm erwarte und was er sich von mir wünscht.

Ihr neuestes Parfum La fille de Berlin mit seiner metallischen Rose, dann La Vierge de fer und nun ein Eau, Laine de verre , dass einen metallischen Aspekt hervorruft. Ist das Zufall?

La fille de Berlin ist das Silber einer Rose, welches in der Stille des Schnees steht. Hierbei ist es die Beständigkeit, die mich begeistert. La Vierge de fer entspringt der Religion des Eisens, in anderen Worten die der Willenskraft, und in der Summe gefasst, die seines Sieges. Mit Laine de verre geht es diesmal um das Metall, welches physisch die Gestalt eines Dufts annimmt. Nicht ohne Grund kam mir plötzlich das Bild eines verchromten Stahllenkers in den Sinn, dass mit der Lenkstange eines Fahrrades verlinkt ist und auf dem das Kind sich hinüberbeugt und sich mit seiner Nase nähert, um zu beschleunigen. Von der Quelle bis zur Mündung erstreckt sich zu diesem Eau ein Seil, das in Stahl gefasst ist. Es geht nicht darum, mit unserer Geschichte die Rückkehr verschwommener und von Nostalgie geprägten Erinnerungen heraufzubeschwören. Es geht vielmehr um lebendige Bilder, die die Vergangenheit und Gegenwart in Höchstgeschwindigkeit reflektieren, um in den intimsten Teil unserer selbst einzutauchen.

Wenn wir die grafischen Bildelemente Ihrer Eaux betrachten, sind wir weit entfernt von den Darstellungen, die normalerweise mit einem Parfum assoziiert werden. Warum haben Sie sich für diese Schlichtheit entschieden?

Ich weiß, wie man einen Burgunder von einem Mineralwasser unterscheidet. Geltend für die Wahl grafischer Elemente ist, was uns zu uns selbst zurückbringt, zumindest zu einem Teil von uns.

Das Eau Serge Lutens stand für Reinheit, das L’eau froide für Frische. Wie würden Sie das Laine de verre in einem Wort beschreiben?

Als eine Konfrontation zu seiner anderen Hälfte. Eines ist klar: Hier herrscht Rivalität, aber wenn dieses Eau das Ergebnis eines Konflikts darstellt, dann ist es dennoch nicht weniger rein. Die Uneinigkeit zwischen Femininität und Maskulinität kommt nicht gleich einem Bruch gleich. Wenn beide den Höhepunkt ihres Konflikts erreichen, zerplatzen, und – als eine Notwendigkeit des Ganzen – schließlich in Einigkeit münden. So wurden, nachdem der Winter eingebrochen war, schlussendlich die Waffen niedergelegt indem sich der Seigneur de verre zu den Füßen der Dame de Laine legte und die an ihm bereiften Blumen und Farnen übergab.

Parfumo Research – Das Gewinnspiel!

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Dank Eurer tatkräftigen Unterstützung wächst die Parfumdatenbank stetig und schnell. Mit weit über 40.000 Parfums haben wir schon viel erreicht. Wir haben uns das Ziel gesetzt, die verfügbaren Informationen über sämtliche Parfums der Menschheit zusammenzutragen, die es jemals gegeben hat und in Zukunft noch geben wird.

Mit der Entwicklung unseres Teams sind wir aber unzufrieden, es ist noch zu klein. Wenn auch nur einer von uns für ein paar Tage ausfällt, gerät die Bearbeitung ins Stocken. Uns macht die Arbeit an der Datenbank wahnsinnig Spaß, aber wie können wir Euch den vermitteln?

Wir machen einen Wettbewerb, mit attraktiven Gewinnen!

Und hier sind die Regeln:

Wer mitmachen möchte, unterstützt vier Wochen lang das Parfumo-Research-Team: aber nicht nur mit neuen Parfum- und Korrekturvorschlägen, sondern vor allem bei der Überprüfung der in der Bearbeitung befindlichen neuen Datensätze. Wichtig wären beispielsweise folgende Punkte:

  • Sind alle Informationen im Vorschlag durch eine oder mehrere Quellen ausreichend belegt?
  • Gibt es vielleicht weitere Quellen, die zusätzliche Informationen beinhalten?
  • Liegen abweichende Informationen vor? Wie ist dann zu entscheiden?
  • Ist der Parfumname korrekt geschrieben?
  • Sind die Duftnoten vollständig angegeben?

Für die Dauer des Wettbewerbs erhalten alle Teilnehmer Editoren-Rechte, sodass sie Korrekturen und Ergänzungen in den Vorschlägen vornehmen können.

Als Belohnung winkt den Gewinnerinnen und Gewinneren – na was wohl – ein schönes Parfum;

1. Preis
Ein exklusives Parfum aus dem Maison Guerlain, z.B. “Tonka Impériale“, “Arsène Lupin“, “Cuir Beluga“, “Chamade Homme“, “Bois d’Arménie“, “Derby“ oder “Spiritueuse Double Vanille“. Gerne helfen wir, die richtige Wahl zu treffen.

2. Preis
Ein Duft von L’Artisan Parfumeur aus der Explosions d’Emotions Reihe: Rappelle-Toi oder Onde Sensuelle

3. Preis
Ein Parfum nach Wahl aus der regulären Linie von Serge Lutens (50 ml Splash-Flakon), zum Beispiel “Gris Clair”, “La Fille de Berlin”, “Chergui” or “Ambre Sultan”.

4. Preis
Zur Auswahl stehen “Swiss Army Victoria” von Victorinox, “Montana Parfum d’Homme” on Montana oder “Break Line” von Hollister.

Weitere Preise

Parfumproben von Lili Bermuda, Scent on Canvas, Santi Burgas und Undergreen.

Die Preis werden wir ordnungsgemäß an den Gewinner versenden, jedoch können wir keine Haftung für Verlust, Transportschäden, Verzug oder anfallende Zollgebühren übernehmen.

Während des Wettbewerbs wird das jetzige Kernteam mit Euch zusammenarbeiten. Fragen sind jederzeit erwünscht, und gerne geben wir Rat und Tipps. Wir erwarten nicht, dass alles sofort perfekt läuft.

Wir möchten aber sehen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich mit unserem Regelwerk vertraut machen und lernen, es anzuwenden. Unsere Wunschkandidaten arbeiten effizient und präzise, und vor allem mit viel Spaß an der gemeinsamen Sache. Ein wenig Teamfähigkeit ist nötig – und das ist uns wirklich wichtig. Denn oft kommen Zweifelsfälle und unterschiedliche Meinungen vor; dann muss man in der Lage sein, sich mit den Kollegen zügig auf eine gute Lösung zu einigen. Es gibt nicht genug Zeit für Leute, die sich mit Kompromissen schwer tun. Und wichtiger als ein einmaliger hoher Zeitaufwand ist eine gewisse Kontinuität der Teilnahme. Was immer ihr in Parfumo Research tut – arbeitet präzise und gründlich, nicht schnell!

In den Tagen nach Ende der 4 Wochen wird sich eine Jury aus dem Research-Kernteam die Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschauen und bewerten. Unter denjenigen, deren Engagement uns unter den genannten Kriterien gut gefallen hat, entscheidet das Los.

Der Wettbewerb beginnt am Sonntag, den 30. März 2014 und endet am Samstag, den 26. April. Alle Parfumo-User sind herzlich einladen, teil zu nehmen – mit Ausnahme der Verifier und Final Verifier des Parfumo Research Teams.

Wer mitmachen möchte, schreibt bitte eine kurze Nachricht an Apicius.

Ohne Moos nichts los – eine Petition für Duft

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Liebe Duftfreunde,

vielen von Euch wird bekannt sein, dass der Duftvielfalt der Prozess gemacht werden soll.  Diesen abzuwenden, brauchen wir Eure Hilfe.  Duftvielfalt in Parfums ermöglicht uns allen ein wunderbares Hobby, welches nun im Wege von wohlmeinender aber fehlgeleiteter Regulierung zerstört zu werden droht.

Die Misere nahm 2009 ihren Anfang, als die aktuelle EU- Kosmetikverordnung in Kraft trat.  Diese schreibt, neben Verboten einiger Substanzen, die Deklaration von 26 weiteren potentiell allergenen Duftstoffen ab einem willkürlich festgelegten Grenzwert von 0.001% im Leave-On Endprodukt, gesetzlich vor.  Im gleichen Jahr löste die 43. Richtlinienänderung der IFRA (International Fragrance Association) eine beispiellose Welle an Reformulierung aus und viele Parfums haben stark an Schönheit eingebüßt oder wurden ganz vom Markt genommen.  Nun tritt Brüssel mit einem neuen Vorschlag an, der in Bezug auf Verbote von potenziellen Duftstoffallergenen alles Bisherige in den Schatten zu stellen droht.  Dieser Gesetzesänderungsvorschlag repräsentiert darüber hinaus einen alarmierenden Trend fortlaufender Restriktionen und immer strikterer Regulierung.

Derzeit schlägt die EU-Kommission ein vollständiges Verbot von Chloratranol und Atranol vor. Beides sind chemische Bestandteile von Eichenmoos bzw. Baummoos. Ohne natürliches Eichenmoos-Extrakt werden die Duftfamilien Chypre und Fougère nicht mehr möglich sein. Darüber hinaus kommt es in der Basisnote einer Vielzahl an Parfums jeglicher Couleur vor und besticht neben Facettenreichtum auch als hervorragender Fixateur.  Lyral®, ein floraler Akkord mit großer Diffusionsfähigkeit, ist ebenfalls ein Verbotskandidat.  Es ist ein wesentlicher Bestandteil vieler populärer Düfte, wie etwa  “Aventus”, “Coco” und “Poison” und dessen Flanker.  Auch diese Parfums müssten vollständig überarbeitet, eventuell sogar eingestellt werden, sollte der Kommissionsvorschlag in seiner jetzigen Form, verabschiedet werden.

Die Online-Petition

Einige von uns hier auf Parfumo sind aufgrund der absehbaren Auswirkungen der Verbote ernsthaft um die Zukunft der Parfumerie als Kunsthandwerk und Kulturgut besorgt.  Überdies stellt sich uns die Frage, weshalb man Verbrauchern die Fähigkeit, über die Verwendung von Parfums mit potenziell allergenen Duftstoffen selbst zu entscheiden, offenbar nur in Teilen zugestehen will. Weshalb ist Deklaration, und damit die für eine selbstbestimmte Wahl nötige Transparenz – auch für die von spezifischen Allergien betroffene Bevölkerung – nicht generell das probate Instrument?  Vor diesem Hintergrund fand sich eine Gruppe von Duftliebhabern zusammen, mit dem gemeinsamen Ziel eine Petition ins Leben zu rufen. Wir hoffen, mit Hilfe einer groß angelegten Opposition der Parfumo-Community und anderer Duftliebhaber, eine Lösung im Sinne von effektivem Verbraucherschutz und Erhalt der Duftvielfalt in Parfums zu erreichen und damit einen Trend zu überbordender Regulierung abwenden zu können.

Als wir im Februar dieses Jahres erfuhren, dass die Kommission im Rahmen ihrer öffentlichen Konsultation zu dem Gesetzesänderungsvorschlag auch die Stellungnahme von Verbrauchern explizit begrüßt, entstand, nach emsiger Recherche, unser „Beitrag zur öffentlichen Konsultation der EU-Kommission“, welchen die Petition flankiert.

Obwohl es sich um EU-Recht handelt, hätte eine Verschärfung der EU-Kosmetikverordnung weltweite Auswirkung auf Parfums, denn es beträfe alle Düfte, die in der EU vertrieben werden. Dies möchten wir mit Eurer Hilfe verhindern. Bitte unterschreibt die Petition um unseren Beitrag zur öffentlichen Konsultation zu unterstützen.  Staatsangehörige von Nicht-EU-Ländern sind ebenfalls sehr willkommen, mit ihrer Unterschrift unserem gemeinsamen Anliegen zu mehr Nachdruck zu verhelfen.  Wir bitten auch um Eure Hilfe, unsere Initiative bekannt zu machen. Berichtet Euren (Duft-)Freunden und allen an transparentem Verbraucherschutz und Erhalt eines Kulturguts interessierten Freunden und Bekannten von der Petition.  Teilt den Link auf die Petition auf Facebook und Twitter und helft eine möglichst große Öffentlichkeit zu erreichen.

 

Es lebe der Duft! 

 

Petition Deutsch:
http://www.parfumo.de/petition

Petition Englisch:
http://www.parfumo.net/petition

 

Das WM-Tippspiel 2014 von Parfumo und Ludwig Beck

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Alle vier Jahre steigert sich weltweit das Interesse an Fußball und entreißt sogar bis dahin unverdächtigen Personen Freudenschreie, Tränen, Gesänge und Emotionen. Für einen Monat wird alles grün, laut und voller bunter Fahnen. Sich bis dahin als gleichgültig tarnende Frauen outen sich als Fans und können Dutzende von Spielern treffsicher anhand der Frisur identifizieren. In der Familie, im Büro und im Bekanntenkreis hat man wieder ein spannendes und zugleich unverfängliches Gesprächsthema. Der WM-Virus greift um sich und soll auch in diesem Jahr in einer wahren Fußball-Pandemie seinen Ausdruck finden: am 12.06.2014 geht’s lo-hos!

Parfumo und Ludwig Beck fiebern der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien entgegen und veranstalten für alle Parfumos ein Tippspiel. Auf die besten Tipper warten tolle Preise im Wert von über 2000€!

1. Platz: 250€-Gutschein für ludwigbeck.de + Überraschung

2. Platz: 200€-Gutschein für ludwigbeck.de + Überraschung

3. Platz: 150€-Gutschein für ludwigbeck.de + Überraschung

4. – 6. Platz: 100€-Gutschein für ludwigbeck.de

7. – 10. Platz: 50€-Gutschein für ludwigbeck.de

Zusätzlich werden nach jedem Spiel der Deutschen Nationalmannschaft in der Vorrunde Preise unter allen Teilnehmern des Tippspiels verlost.

Hier geht’s zum Tippspiel

Parfumo und Ludwig Beck wünschen euch viel Spaß und Erfolg!

Die WM ist vorbei – Deutschland ist Weltmeister – Danke Ludwig Beck!

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Die Nation hält den Atem an – Götze schießt das entscheidende Tor! Nun ist das eingetreten, was viele für unmöglich hielten, aber dennoch hofften:

Die deutsche Nationalmannschaft hat den WM-Sieg in Brasilien geholt. 

Doch nicht nur in Brasilien gab es große Gewinner, sondern auch bei Parfumo. Unser Tippspiel ist vorbei, die Gewinner sind ermittelt.

Mit großem Erstaunen stellten wir fest, dass über 40.000 Tipps abgegeben wurden! Dieses enorme Interesse freut uns sehr, da wir mit so einer regen Teilnahme nicht gerechnet hätten.

Die Gewinner

(Vorläufige Gewinnerliste, die Tipps werden nochmals auf Manipulation geprüft)

1. Platz: Annie (250€-Gutschein für ludwigbeck.de + Überraschung)

2. Platz: Stahl (200€-Gutschein für ludwigbeck.de + Überraschung)

3. Platz: Hannah (150€-Gutschein für ludwigbeck.de + Überraschung)

4. Platz: Alexis66 (100€-Gutschein für ludwigbeck.de)

5. Platz: Maximilianda (100€-Gutschein für ludwigbeck.de)

6. Platz: Nanara (100€-Gutschein für ludwigbeck.de)

7. Platz: Oregin (50€-Gutschein für ludwigbeck.de)

8. Platz: Erna66 (50€-Gutschein für ludwigbeck.de)

9. Platz: Delidazo87 (50€-Gutschein für ludwigbeck.de)

10. Platz: Sevda (50€-Gutschein für ludwigbeck.de)

Parfumo und Ludwig Beck gratulieren unseren zehn besten Tippern. Herzlichen Glückwunsch!

Make Perfume Not War – Parfum soll Frieden und Unbekümmertheit sichern

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Das ehrgeizige Projekt von Gérald Ghislain, dem Kreateur der Marke Histoires de Parfum, soll mit MAKE PERFUME NOT WAR nachhaltig helfen. Damit drückt der Vater von vier Kindern seine tief empfundene Liebe und Mitverantwortung aus. Er möchte durch seine Kreation das Leben von Kindern in vielen Bereichen verbessern. MAKE PERFUME NOT WAR soll Frieden und die Unbekümmertheit sichern.

Eine Edition von 1.000 Flaschen soll $50.000 an Spendengeldern für Kinderhilfsorganisationen generieren. Pro verkauften Flakon werden $50 gespendet.

Kopfnote: Orange, Limone, Grapefruit, Mandarine, Bergamotte
Herznote: Mango, Ananas, Pfirsich, Freesie, Flieder, Alpenveilchen
Basisnote: Weißer Moschus, Vanille, Tonkabohne, helle Hölzer

Seit September 2013 war MAKE PERFUME NOT WAR nur im Pariser Pop Up Store von Histoires de Parfums erhältlich. Ab dem Weltkindertag am 20. September 2014 wird MAKE PERFUME NOT WAR in Deutschland und Österreich erhältlich sein.

Um eine sichere und effektive Verwendung der Spende zu gewährleisten, wurden Wohltätigkeitsorganisationen sorgfältig ausgewählt. Die Verwendung der Spende beginnt bei kleinen Dingen wie einem Fahrrad für den langen Schulweg und reicht bis zum Ausbau von Spielplätzen und zur Ausstattung von Schulen.

MAKE PERFUME NOT WAR ist ausschließlich in 120ml-Flakonsfür UVP 145€ erhältlich. Eau de Parfum / 4 fl.oz

L’Orpheline – Fragen an Serge Lutens zu seinem neuen Duft

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L'orpheline von Serge Lutens

Noch ein Mädchen?*
Ja, wenn man davon ausgeht, dass sie der verlassene Teil meiner selbst ist. Als Kind habe ich die Welt zweigeteilt. Auf der einen Seite stand die Besiegte – nicht die Verliererin! – oder genauer gesagt, das, was in ihr keimte und das ich schließlich aus mir selbst ans Licht holte. Auf der anderen Seite stand der Sieger.
Für ein Kind gibt es nur drei Personen auf der Welt: es selbst, seine Mutter und seinen Vater. Ohne, dass jemand so eine klare Wahl trifft wie ich, wird jeder Mensch ein Leben lang von diesen dreien abhängig sein.

Haben Sie sich für Ihre Mutter entschieden?
Nicht für die Mutter, sondern für ihre Verletzlichkeit. Ich habe sie übernommen. Zweifellos eine Identifikation.
Wie jeder von uns verdanke ich mein Leben dem Zufall. Dem Zufall, den wir vom Würfeln kennen, diesem verfluchten Spiel, und der uns dahin bringt, wo wir geboren werden oder gar nicht erst hinkommen. Ich zähle jetzt nicht wieder die prägenden Episoden meines Schicksals auf, aber der Unterschied zwischen dem, was war, und dem, was ich fühlte, war gewaltig. Dennoch sind Kinder hellsichtig: Sie sehen vieles voraus. Da ich der Verletzung alle Eigenschaften des Weiblichen eingeräumt habe, hat sie mich bestimmt.

Haben Sie also schon vor dem Zeitpunkt an alles Männliche in sich negiert?
Hinsichtlich aller öffentlichen Zwänge wie Armee, Autorität, Macht, Ordnung und Moral: ja. Ich führte Krieg mit dem Männlichen, das ich als das Böse begriff. Von diesem Moment an habe ich eine Frau erdacht und sie mit mir ans Licht geholt, einer Art Blutstaufe.

Kommen wir auf das Weisenmädchen zurück. Sind Sie das?
Nein, zunächst war das ein unberührtes Neuland, es zog mich an aber ich erkannte mich in ihm nicht wieder. Dieses Gebiet, das mir zuwider war, war das das Männer. Meine Mutter war die Wut und ich, ihr Sohn, ihre Rache.

Und wo ist dabei der Vater?
Der Vater ist der erklärte Feind. Ich war der Hass auf Erden, auf den Vater. Ich war die Galionsfigur meiner Mutter und der Mörder meines Vaters. Die Wunde heilt nicht. Ich versuchte, mich selbst zu blenden, aber ich sah es: Der Vater war unsterblich. Von ihm habe ich das Weibliche bewahrt, das er verraten hatte.

Was hat Sie durch diesen Irrgarten zu Ihrem Duft geführt?
Die Erinnerung, das Verzeihen und das, was heute von all dem übrig ist: Staub. Das Wort ist im Französischen nicht nur weiblich, sondern es besitzt auch keinen Plural. Es ist die Duftspur meines Lebens, das, was bleibt, wenn alles verschwunden ist. Es ist unsichtbar und überzieht im Zuge des Vergessens alles mit einem grauen Schleier, Schicht für Schicht.

Serge Lutens

*Orpheline bedeutet Waisenmädchen (Anm. d. Ü.)

 

Klein und fein: Die Hamburger Parfümerie Harald Lubner

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Sie ist ein Kleinod im Herzen von Hamburg. Und sie ist mein persönlicher Duft-Tempel. Die Rede ist von der Parfümerie Harald Lubner. Mit viel Feinsinn, hoher Sachkenntnis und auffallender Herzlichkeit, die so angenehm von der allgegenwärtigen antrainierten stereotypen Freundlichkeit absticht, werde ich hier beraten. Grund genug also, Harald Lubner und sein Team selbst auf “Parfumo” zu Wort kommen zu lassen:

Klein und fein: Die Hamburger Parfümerie Harald Lubner

Parfumo: Wie ist die Idee für eine eigene Parfümerie entstanden?

Harald Lubner: Damals musste in meinem Leben etwas Neues passieren. Etwas, wofür ich brenne, etwas, das meiner persönlichen Leidenschaft entspricht. Und etwas, wofür ich bereit war, mein sicheres Angestelltenverhältnis gegen eine unsichere Selbständigkeit aufzugeben.

Parfumo: Was haben Sie damals beruflich gemacht?

Harald Lubner: Ich bin gelernter Kaufmann, und habe bei dem Designer Peter Schmidt gearbeitet, der auch Flakons für Boss, Jil Sander und andere bekannte Marken entworfen hat. Die Richtung stimmte also schon mal.

Parfumo: Herr Lubner, seit wann führen Sie Ihr Geschäft, und was war der Grund, sich für die exklusive Lage unweit der Binnenalster zu entscheiden?

Harald Lubner: Dieses Datum werde ich nie vergessen, es war der 2. März 2000. Für diese Lage habe ich mich entschieden, weil ich ein reines Nischengeschäft eröffnen wollte. Das gab es damals noch nicht. Und deshalb war klar, dass etwas so Spezielles an einer “Ameisenstraße” gelegen sein muss, in der auch Touristen flanieren. Also lieber klein und fein, dafür aber mittendrin. So fiel die Entscheidung für den knapp 30 Quadratmeter großen Laden vis à vis des Hanseviertels.

Harald Lubner

Parfumo: Wie viele Firmen führen Sie in Ihrer Parfümerie, und wie werden die Entscheidungen getroffen welche Marken und Düfte einen Platz in Ihrem Sortiment erhalten?

Harald Lubner: Wir führen rund 80 Firmen. Welche Düfte und Seifen wir aufnehmen ist eine Gemeinschaftsentscheidung, die im Team getroffen wird. Maßgeblich ist aber auch das Alleinstellungsmerkmal. Wir wollen überwiegend Düfte anbieten, die in Hamburg sonst nicht erhältlich sind.

Parfumo: Herr Lubner, aus eigener Erfahrung weiß ich um Ihre verblüffende Treffsicherheit bei der Duftberatung. Worin liegt dabei Ihr Geheimnis?

Harald Lubner: Bei neuen Kunden tasten wir uns vorsichtig heran. Erkunden  dabei zunächst die gesuchte Duftrichtung. Das alleine ist natürlich kein Geheimnis. Vielleicht haben wir aber ein besonderes Gespür für unsere Kunden. Als – ich nenne es mal “Psychologen in Sachen Duft” unterwegs zu sein, ist für uns eine absolut spannende Aufgabe. Die Wünsche unserer Stammkunden kennen wir genau. Ihnen können wir auch gewagtere Düfte vorstellen, mit denen wir manche Kunden, die neu in der Duftnische sind, leicht überfordern könnten.

Parfumo: Was auffällt, ist die Zeit, die Sie und Ihre Mitarbeiterinnen für die ausführliche Beratung nehmen.

Harald Lubner: Wir verkaufen schließlich nicht den gängigen Mainstream. Wir stehen auch nicht unter dem großen Verkaufsdruck, unter dem in den großen Ketten gearbeitet wird.

Daniela Kratz ist über die Liebe zu den Düften zu Lubner gekommen. “Ich habe hier meine Dufterfüllung gefunden”, sagt die Beraterin, die hier Ihren Duftliebling “Tsarina” von Ormonde Jayne zeigt. Ihre Beziehung zu Parfum formuliert Daniela Kratz so: “Düfte sind wie Flügel, sie tragen uns an Orte der Erinnerungen.“

Parfumo: Was auch auffällt, ist die große Bodenständigkeit die man beim Betreten Ihres Geschäftes empfindet. Hier kommt niemand auf die Idee eine Augenbraue hochzuziehen, wenn Kunden nicht im Sonntagsstaat zu Ihnen kommen.

Harald Lubner: Man darf Menschen nicht nach Äußerlichkeiten beurteilen. Zu dem Thema passt diese Begebenheit: Als ich mein Geschäft eröffnete, hatte ich ja noch keine Erfahrung im Verkauf. Ein guter Freund riet mir damals: “Behandle jeden Kunden so, als wolle er dein ganzes Geschäft kaufen”. Und prompt war die allererste Kundin, die zur Tür hereinkam, eine Dame in einem recht abgerissenen Parka. Aus ihr ist meine erste Stammkundin geworden, die uns noch heute regelmäßig besucht. Niemand darf sich bei uns als Fremdkörper im Laden fühlen. Wenn wir nicht sofort Zeit für jemanden haben, der unser Geschäft betritt, versuchen wir diesen Besucher mit in die Gespräche einzubeziehen, und so auch die Kommunikation zwischen den Kunden zu fördern. Dabei eröffnen sich für alle Beteiligten oft neue Denkanstöße. Kommunikation steht für uns ohnehin ganz weit oben. Denn unsere Welt ist kalt geworden. Es wird immer weniger miteinander gesprochen. Das beginnt in den Familien, und setzt sich am Bank- oder Fahrkartenautomaten, und in den meisten Geschäften fort. Ich sehe auch die permanente Erreichbarkeit rund um die Uhr kritisch. Schließlich muss man auch mal abschalten können. Auch als Käufer.

Düfte sind für mich wie eine Aromatherapie”, sagt Janet Killian. Deshalb lautet ihr Tipp: In der dunkleren Jahreszeit morgens einen munter machenden sommerlichen Duft aufzutragen, und dafür abends schwerere Düfte nachzulegen.

„Für mich sind Düfte wie ein Lebenselixier“, erklärt Beraterin Angelika Wahl, die sich mit ihrem Lieblingsduft und persönlichem Energizer „Red Vetyver“ von Montale fotografieren ließ. Und man glaubt es Angelika Wahl auf´s Wort, wenn sie sagt, sie identifiziere sich so sehr mit der Parfümerie Harald Lubner, dass „HL“ für sie über Harald Lubner hinaus für „Herz und Liebe“ steht.

Parfumo: Wie stehen Sie zum Thema Selbstbedienung?

Harald Lubner: Das sehen wir nicht so gerne. Wir stellen unseren Kunden die Düfte lieber selber vor. Das liegt nicht zuletzt daran, dass zu oft – ich nenne es mal “unsensibel” herumgesprüht wurde. Beispielsweise munter in Richtung Regal statt in den Raum. Darunter leidet dann die Ware.

Parfumo: Haben Sie einen persönlichen Lieblingsduft?

Harald Lubner: Nein. Ich brauche keinen olfaktorischen Wiedererkennungswert, mag Extreme, und ich mag keine fruchtigen Düfte. Ich will auch nicht nach Reinigungsmitteln riechen. Welchen Duft ich trage, unterliegt eher Lust und Laune. Ich bin nun mal ein Bauchmensch, und weiß schließlich montags auch nicht was ich sonntags anziehen werde. Zu den Düften, die ich häufiger benutzte, zählen aber “Bandit” von Robert Piguet und “Mink” von Byredo.

Parfumo: Worauf legen Sie persönlich Wert, wenn Sie selber einkaufen?

Harald Lubner: Auf Qualität! Die hat zwar ihren Preis, dafür bekomme ich dann aber auch etwas Besonderes. Und ich lege Wert darauf, dass mir als Kunde Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.

Parfumo: Vielen Dank für dieses Gespräch, Herr Lubner!

Wer nun neugierig geworden ist, findet die Parfümerie Harald Lubner, Telefon 040- 35 71 54 55, in 20354 Hamburg, Große Bleichen 23. Das Geschäft ist zu folgenden Zeiten geöffnet: montags bis freitags jeweils von 10.30 bis 19 Uhr. Samstags beginnt die Geschäftszeit ebenfalls um 10.30 Uhr, endet dann aber bereits um 18 Uhr.

 

Wer sich einen weitergehenden virtuellen Eindruck verschaffen möchte, schaut unter http://www.harald-lubner.de

Das Interview führte Jella. Und die hofft, dass sich auch weitere Mitglieder dieser Community dazu angeregt und berufen fühlen, ihre persönliche Lieblingsparfümerie auf „Parfumo“ vorzustellen.

 

Parfumo knackt die 50.000!

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Mit der Aufnahme des 50.000. Parfums in die Datenbank baut Parfumo die Vorreiterrolle als Informationsquelle zu Düften im Internet weiter aus.

La petite Robe noire Edition Macon & Lesquoy“ heißt das Rekordparfum, welches kürzlich als 50.000. Duft in die Datenbank von Parfumo aufgenommen wurde und diese Rekordmarke brach. Damit setzt die Website erneut Maßstäbe. Kaum ein Anbieter dürfte inzwischen mehr Informationen zu Parfums bieten. Parfumo ist damit auf dem besten Weg zur Referenz-Parfumdatenbank weltweit.

Das im Mai 2013 gestartete Research-Projekt und die Beteiligung zahlreicher User machten diesen Rekord überhaupt erst möglich. Die beharrliche Recherche des Research-Teams sorgte dafür, dass Parfumo täglich erweitert und aktualisiert wurde – mit gründlich recherchierten Daten zu Düften aus aller Welt.

Ohne das ständige Engagement des Teams wäre die Website in dieser Form nicht mehr denkbar. Parfumo möchte an dieser Stelle allen Beteiligten des Research-Projektes danken:

Danke für die unzähligen Stunden mühevoller Recherche!
Danke für die Beharrlichkeit, auch für die historischsten Parfums noch Informationsquellen zu finden!
Danke für die inspirierenden Verbesserungsvorschläge!
Danke für die Schnelligkeit, unsere Besucher über Neuerscheinungen zu informieren!

Wir freuen uns darauf, Parfumo auch zukünftig weiter auszubauen – zur umfangreichsten und detailliertesten Parfumdatenbank der Welt.

E99-EsAns – Orientalisches aus Nürnberg

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Samstagnachmittag in der Lebkuchenstadt – ausgebuchte Hotels, dichter Verkehr und nervige Parkplatzsuche. Ziel meiner Reise: in Nürnberg lebt ein junger Parfümeur, auf den wir vor kurzem aufmerksam wurden. Heute bin ich mit ihm verabredet. Am Weißen Turm, mitten in der City, warte ich auf U.M. Karali und bin gespannt, wer dieser Mann ist. Nur wenige Bezugsquellen gibt es in Deutschland für arabische Parfums – und plötzlich ist da jemand, der selber Düfte in dieser Tradition herstellt. Es wurde ein langes Gespräch in einem Straßencafé, und wir blieben, bis die Stühle hochgestellt wurden:

Apicius: Vielen Dank, Musab, dass Du Dir Zeit genommen hast. Bitte erkläre uns, was es mit E99-EsAns auf sich hat.

U.M. Karali:  E99-EsAns ist meine Parfum-Manufaktur, ein Familienunternehmen. Wir stellen hochwertige Parfums und Parfumöle her. Meine erste Kollektion widmet sich hauptsächlich der arabischen Dufttradition. Mir ist aber daran gelegen, dass meine Düfte von Menschen aus allen Kulturkreisen genossen werden können. Daher sind meine Parfums sowohl halal als auch koscher. Ich habe mich entsprechend zertifizieren lassen. Außerdem sind meine Düfte strikt vegan. Ich verwende nichts vom Tier.

Apicius: Ich habe mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht, in welchem Ausmaß tierische Produkte in der Parfumherstellung eine Rolle spielen.

U.M. Karali: Viele Parfums enthalten Gelatine, und die kommt vom Schwein. Und dann ist da noch das Thema Moschus. Moschus spielt gerade in der arabischen Parfumtradition eine große Rolle. Beispielsweise soll es in Saudi-Arabien in der Nähe von Riad Farmen geben, in denen diese Tiere gezüchtet werden. Auch deshalb betone ich, dass alle meine Produkte vegan sind.

Apicius: Wie bist Du denn zur Parfumkunst gekommen?

U.M. Karali: Meine Mutter hat mich stark gefördert. Bereits als kleiner Junge ließ sie mich an allen ihren Parfums riechen. Düfte waren immer Thema. Später, als 16-Jähriger, bin ich dann in die Parfümerien gegangen und habe alles an Düften ausprobiert, was ich finden konnte. Und dann stand ich irgendwann vor der Entscheidung, entweder ein Chemiestudium zu beginnen, oder intensiv meine Leidenschaft weiter zu verfolgen. So nahm ich alle Parfumkurse wahr, die sich mir boten. Schließlich reiste ich nach Mekka und fragte mich durch. Bei Abdulsamad Al Qurashi und anderen Firmen  wurde ich mit offenen Armen aufgenommen. So konnte ich in Mekka und später in Medina meine Ausbildung vervollständigen. Meine Reise ging 7 Jahre und nun darf ich mich Parfumeur nennen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Türen öffnen, wenn man mit Leidenschaft und Liebe eine Sache verfolgt. Göttliche Führung war aber sicher auch dabei.

Apicius: Du bist selber kein Araber?

U.M. Karali: Meine Familie stammt aus der Stadt Trabzon im Nordosten der Türkei. Die Türkei ist ein Flickenteppich, was das Interesse an Parfums betrifft. Doch überall dort, wo Kurden, Armenier oder im jüdischen Glauben beheimatete Menschen leben, ist auch die Parfumkunst kulturell stark verwurzelt.

Apicius: Das Interesse an der arabischen Parfumkunst geht einher mit dem Thema Oud. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die synthetischen Oud-Basen, die mittlerweile in den meisten westlichen Oud-Parfums verwendet werden dürften, überhaupt nichts mit echtem Oud zu tun haben.

U.M. Karali: Aber man muss nicht auf synthetische Ersatzstoffe zurückgreifen. Zu teuer für die meisten Kunden wird es erst dann, wenn man sehr altes Oud verwendet. Es geht aber auch anders. Für mein Parfum „Oud Al Ebrar“ verwende ich Oud aus 7 verschiedenen Regionen. Oud ist sehr vielfältig: manche Qualitäten können abstoßend wirken, bei anderen möchte man vor Freude weinen.

Apicius: Qualität hat ihren Preis. Es gibt eine Flut von billigen arabischen Parfumölen. Einige arabische Marken bringen zu kleinstem Preis Öle auf den Markt, die einfach nicht gut sind. Dann wieder geht es gleich weiter mit Hunderten von Dollar, die für ein hochwertiges Oud-Öl verlangt werden. Dazwischen scheint es wenig zu geben.

U.M. Karali: Der teuerste Duft, den ich gemacht habe, lag bei 300 €. Die meisten meiner Produkte sind  deutlich preiswerter. Parfumöle für 2,50 € stelle ich aber nicht her. Parfum soll etwas Edles bleiben.

Apicius: Duftende Essenzen wurden schon im Altertum verwendet, doch es scheint, dass das europäische Mittelalter u.a. auch für die Kultur der schönen Düfte einen Rückschritt bedeutete. Erst mit Farina in Köln begann sich ab etwa 1700 die europäische Parfumtradition zu entwickeln. Kannst Du uns etwas über die  Geschichte der arabischen Parfumkunst sagen?

U.M. Karali: Die Verbindung zum Altertum soll noch bestehen. Man sagt, dass 7 Rabbiner einst die Kenntnis um die Herstellung edler Düfte erlangten und als Geheimwissen an ihre Nachfolger weitergaben. Auch heute gibt es somit noch 7 verborgene Parfumeure, die in der 19. Generation diesen Schatz hüten. Niemand kennt sie mit Namen, und sie arbeiten nur für die Reichen und Mächtigen des Orients.

Hinweise auf Düfte finden sich sowohl in der Bibel, als auch im Koran. Der Prophet salbte seinen Bart mit Moschus – und dies wirkt als Inspiration bis heute fort.

Die arabische Parfumtradition entwickelte sich zeitgleich zur europäischen. Ihr Ursprung liegt in den Universitäten Ägyptens, wo aufgeklärte Geistliche und Wissenschaftler das Alkoholverbot des Islams  auslegten. Zwar sei es verboten, Alkohol zu trinken, nicht aber, ihn zu anderen Zwecken zu verwenden. Damit war der Weg frei zur Destillation der Rose, später auch des Jasmins. 1865 brachte der Stammvater der Parfumfirma Al Qurashi diese Technik nach Mekka.

Apicius: So viel zur Vergangenheit – lass uns über die Zukunft reden! Was möchtest Du als Parfümeur erreichen? Worum geht es Dir?

U.M. Karali: Jeder Mensch hat seine eigene, unverwechselbare Persönlichkeit. Dem entspricht, dass jeder Mensch seinen eigenen Geruch hat. Also muss sich auch ein Parfum so herstellen lassen, dass es diesen Menschen vollständig repräsentiert. Um dieses Problem kreisen meine Gedanken.

Apicius: Wie gehst Du da vor?

U.M. Karali: Der Körpergeruch ist wichtig, die Ernährung, selbst der Atem am Morgen gibt Aufschluss. Ein wirklich persönliches Parfum herzustellen, ist nur möglich, wenn der Kunde bereit ist, sich auf einen Prozess einzulassen. Es gibt einen Bogen mit teilweise sehr persönlichen Fragen zu diesen Dingen, und dann bitte ich um ein getragenes T-Shirt, was wir zur Verfügung stellen. Erst auf einer solchen Grundlage kann die Arbeit beginnen.

Apicius: Beeindruckend! Wie können denn nun die Leser von Parfumo deine Düfte kennenlernen?

U.M. Karali: Bis vor kurzem hatten wir unser Geschäft in Nürnberg im Südstadtcenter. Allerdings hat uns das dortige Ambiente nicht sehr zugesagt. Deshalb suchen wir gerade neue Räume. Wenn alles gut geht, eröffnen wir in Kürze neu im Stadtteil Gostenhof. Außerdem arbeite ich gerade an unserem eigenen Online-Shop. Interessenten dürfen mich aber auch gerne direkt ansprechen – auf Parfumo heiße ich E99EsAns.

Apicius: Was hat es denn mit diesem seltsamen Namen auf sich?

U.M. Karali: Bei EsAns geht es um Essanz Anspruchsvoll –  und das E99 interpretieren je nach Kultur, Religion oder Wissen viele anders. Für manche 99 Sorten von Essenzen oder eine Deklarierungs-Nummer für Vegane oder die 99 Schönen Namen Allahs, die im Orient bekannt sind .. vielleicht gibt es aber auch 99 Gründe, unsere Parfums zu kaufen.  Das denken viele andere Kunden auch!

E99-Esans ist ein Spiegel eines jeden – man sieht was man ist …

Apicius: Ich wünsche viel Erfolg und bedanke mich herzlich für das Gespräch.

 

 

 

 

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